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Politik: Krisen-Hopper

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Jetzt müssen sich die hauptberuflichen Kanzlerkritiker, diese Image-Zerstörer und Miesmacher aber wirklich mal deftig entschuldigen. Was hatten sie ihm nicht alles vorgeworfen, dem Gerhard Schröder.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Jetzt müssen sich die hauptberuflichen Kanzlerkritiker, diese Image-Zerstörer und Miesmacher aber wirklich mal deftig entschuldigen. Was hatten sie ihm nicht alles vorgeworfen, dem Gerhard Schröder. Dass er abgehoben sei, nichts mehr mitbekomme vom Elend in der Welt, lieber in schicken Salons diniere, umgeben von all den Insignien der Macht: Brioni, Cohiba und Borderterrier Holly. Der Kanzler, so hallte es feindselig durch Berlin, verschanze sich im schicken Amt statt hinauszufahren an die sozialen Brennpunkte dieser Welt, nach Afrika etwa. Elfenbeinturm statt Elfenbeinküste eben! Jetzt aber beweist Schröder das Gegenteil! Eine Woche lang reist er nun durch Afrika, will helfen, kocht auf jedem Krisenherd mindestens eine wärmende Suppe. Und das mit vollem körperlichen Einsatz. Als Vorbereitung auf die Safari musste Schröder sogar diverse Impfungen über sich ergehen lassen.

Doch damit nicht genug. Der Kanzler will seine Tournee durch die Elendsviertel dieser Welt erbarmungsvoll fortsetzen. Völlig überraschend kündigte ein Regierungssprecher am Montag die weiteren Reisepläne des Kanzlers an. Demnach will Schröder, kaum aus Afrika heimgekehrt, in den nächsten Wochen auch noch Sachsen-Anhalt besuchen. Vom Schwarzen Kontinent ins schwarze Bundesland. Thematisch kann Schröder dann an seine Gespräche in Afrika anknüpfen. Schließlich leiden beide Regionen noch heute unter den Folgen westlicher Kolonialisierung. Auch wurden beiderorts die Grenzen von den westlichen Eroberern völlig willkürlich gezogen – ohne Rücksicht auf den natürlichen Lebensraum der Volksstämme und ihre gewachsene politisch-gesellschaftliche Ordnung.

Lange hatten die Ureinwohner Sachsen-Anhalts auf ein solches Signal des deutschen Regierungschefs gewartet. Eine ursprünglich für vergangenen Oktober geplante Expedition Schröders war kurzfristig verschoben worden. Wenn die Verhältnisse vor Ort es zulassen, will Schröder gar weiterreisen und seine Expedition auf Thüringen ausweiten. Immerhin muss er sich vor dem Trip in den wilden Osten nicht noch mal impfen lassen.

Markus Feldenkirchen

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