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Politik: Kroatien sieht sich als Brückenland zwischen Nord und Süd

Im Gegensatz zu den benachbarten orthodoxen Serben sehen sich die katholischen Kroaten als Mitteleuropäer. Sie bezeichnen sich als Brückenland zwischen dem entwickelteren Norden und dem armen Süden der Balkanhalbinsel.

Zagreb (16.03.2005, 12:32 Uhr)- Die Unabhängigkeitserklärung Kroatiens, im Sommer 1991, markiert den Anfang vom Ende des jugoslawischen Vielvölkerstaates. Bis 1995 war der junge Staat, der etwa so groß wie Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist, nicht nur im eigenen Land, sondern auch im benachbarten Bosnien-Herzegowina in einen schweren Bürgerkrieg mit Serben und Muslimen verstrickt. Die 4,4 Millionen Einwohner zahlten mit der großflächigen Zerstörung von Dörfern, Städten und Industrie einen hohen Preis. Noch heute beträgt die Arbeitslosigkeit 20 Prozent.

Nachdem sich Kroatien von seiner extrem nationalistischen Politik verabschiedet hatte, ging es auch wirtschaftlich aufwärts. Im letzten Jahr kamen mit 7,8 Millionen Ausländern erstmals wieder so viele Touristen an die 1000 Kilometer lange Adriaküste wie vor den Kriegen. Jeder Fünfte von ihnen war ein Deutscher. Die Bundesrepublik ist auch der wichtigste Wirtschaftspartner. Nicht zuletzt sind die Beziehungen zwischen Berlin und Zagreb so gut, weil Deutschland Kroatien auf dem Weg in die Unabhängigkeit besonders aktiv unterstützt hatte.

Die meisten Angehörigen der früheren serbischen Minderheit wurden im Krieg vertrieben, so dass die Kroaten jetzt 95 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Da die katholischen Kroaten rund 800 Jahre von Ungarn oder den österreichischen Habsburgern regiert wurden, fühlen sie sich im Gegensatz zu den benachbarten orthodoxen Serben als Mitteleuropäer. Sie bezeichnen sich gern als Brückenland zwischen dem weit entwickelteren Norden und dem armen Süden der Balkanhalbinsel. (tso) ()

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