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Raul Castro

© AFP

Kuba: Nach Castro ist vor Castro

Raúl Castro ist neuer Präsident von Kuba. Die 614 Abgeordneten der Nationalversammlung haben ihn in Havanna zum Nachfolger seines Bruders gewählt. Fidel Castro war fast ein halbes Jahrhundert der "Máximo Líder" von Kuba. Gibt es nun Reformen?

Fast 50 Jahre nach der Revolution hat Kuba zum ersten Mal eine Staatsführung ohne Fidel Castro. Die Nationalversammlung wählte am Sonntag Raúl Castro, den jüngeren Bruder des Revolutionsführers, zum Vorsitzenden des Staatsrates. Das teilte der zum Parlamentspräsidenten wiedergewählte Ricardo Alarcón am Sonntag mit. Damit ist Raúl (76) Staats- und Regierungschef des einzigen kommunistischen Landes der westlichen Welt. Der seit Mitte 2006 erkrankte Fidel Castro (81) hatte zu Beginn der Woche seinen Verzicht auf die Führungsämter in Staat und Regierung erklärt.

Die Wahl Raúl Castros war allgemein erwartet worden, nachdem er wegen der Erkrankung Fidels bereits seit über 18 Monaten die Amtsgeschäfte provisorisch geführt hatte. Als er am Sonntagmorgen den Saal der Versammlung betrat, wurde er demonstrativ mit lautem und lang anhaltenden Beifall begrüßt. "Wir hoffen alle, dass Raúl zum Präsidenten gewählt wird", sagte der Deputierte Roberto Fernández Retamar, ein Weggefährte der Castro-Brüder. Stellvertreter Rauls wurde der altgediente Parteiveteran José Ramon Machada Ventura (76), der auch bisher einer der Vizepräsidenten gewesen war.

Fidel war bei der Wahl nicht anwesend

Der Staatsrat besteht aus 31 Mitgliedern, mit dem Präsidenten an der Spitze, der gleichzeitig auch Regierungschef ist. Es folgen ein Erster Vizepräsident und fünf Zweite Vizepräsidenten sowie 24 weitere Funktionäre. Seit der Einführung dieses Systems in den 70er Jahren war Fidel Castro ununterbrochen Staats- und Regierungschef und Raúl Castro sein Stellvertreter.

Fidel Castro, der seit seiner Erkrankung vor nunmehr fast 19 Monaten nicht mehr öffentlich aufgetreten ist, nahm nicht an dem historischen Ereignis teil. Er hatte seine Wahlentscheidung zuvor bereits notarisch hinterlegt. Mit großer Spannung hatten die Kubaner in den vergangenen Tagen darauf gewartet, ob sich reformbereite junge Politiker bei den Wahlen durchsetzen und in die Führung aufsteigen würden. Fidel Castro selbst hatte einem politischen Wandel in Kuba in seinem jüngsten Leitartikel abermals eine Absage erteilt. (ck/dpa)

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