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Politik: Künast: Nitrofen-Skandal aufgeklärt Pflanzengift kommt aus Lagerhalle in Mecklenburg-Vorpommern / Ministerin hält Bio-Branche für rehabilitiert

Von Heike Jahberg und Maurice Shahd In der Vorwoche waren Bio-Lebensmittel entdeckt worden, die mit dem Krebs erregenden Pflanzenschutzmittel Nitrofen belastet waren. Das Gift war über verseuchte Futtermittel der niedersächsischen Firma GS agri, das überwiegend an Hühner und Puten verfüttert worden war, in die Nahrungskette gelangt.

Von Heike Jahberg

und Maurice Shahd

In der Vorwoche waren Bio-Lebensmittel entdeckt worden, die mit dem Krebs erregenden Pflanzenschutzmittel Nitrofen belastet waren. Das Gift war über verseuchte Futtermittel der niedersächsischen Firma GS agri, das überwiegend an Hühner und Puten verfüttert worden war, in die Nahrungskette gelangt. Das Tierfutter war aus Bio-Getreide hergestellt worden, das jetzt als die Quelle der Belastung ausgemacht wurde.

Nach Angaben des Schweriner Landwirtschaftsministers Till Backhaus (SPD) wurde das Bio-Getreide in einer Halle in Malchin in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Giftstoff kontaminiert. Zu DDR-Zeiten lagerte dort die Staatsreserve an Pflanzenschutzmitteln für die drei Nordbezirke. Die Halle sei von der Norddeutschen Saat- und Pflanzgut AG (NSP) für die Lagerung des Weizens angemietet worden, den sie dann an den Futtermittelproduzenten GS agri lieferte. Backhaus ließ die Lagerhalle und sämtliche Niederlassungen der NSP sperren. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt haben die Ermittlungen gegen die Betreiber der Lagerhalle, die NSP und die verarbeitenden Betriebe übernommen. Künast kündigte an, dass jetzt auch weitere Firmen überprüft werden sollen, die eine ähnliche Geschichte wie die NSP haben.

„Es gibt keine Anhaltspunkte für eine andere Quelle der Verseuchung“, sagte Künast. „Dies war und ist kein Öko-Skandal.“ Nach Ansicht der Ministerin ist die Bio-Landwirtschaft durch die weit gehende Aufklärung des Skandals rehabilitiert. Schwere Vorwürfe erhob sie gegen den genossenschaftlichen Raiffeisen-Verbund, zu der sowohl die NSP als auch GS agri gehöre. Diese hätten verhindert, dass die Behörden und die Öffentlichkeit rechtzeitig über die Verseuchung informiert worden seien. „Ich habe die Schnauze voll davon“, sagte Künast. Eine „bittere Pille“ ist für die Ministerin, dass offensichtlich die Kontrollsysteme versagt haben. Gegen die zuständige Prüfstelle werde jetzt ebenfalls ermittelt.

Graefe zu Baringdorf äußerte am Sonnabend erhebliche Zweifel daran, dass mit der NSP alle Übeltäter im Nitrofen-Skandal überführt sind. Die Nitrofen-Werte seien zu hoch, als dass sie allein auf die Belastung aus der Lagerhalle zurückzuführen seien. Die Staatsanwaltschaft müsse unbedingt weiter ermitteln, forderte der Vorsitzende des Agrarausschusses im Europaparlament.

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