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Brown

© dpa

Labour in Brighton: Gordon Brown kämpft bei Parteitag um seine Zukunft

Die Britische Labour-Partei eröffnete am Sonntag in Brighton ihren letzten Jahresparteitag vor der Unterhauswahl – in gedrückter Stimmung und überschattet von Zweifeln an der Führungsposition von Premier Gordon Brown.

Brown war am Samstag direkt von dem für ihn erfolgreichen G-20-Gipfel in Pittsburgh nach Brighton geflogen. Aber im traditionellen Auftakt-Interview der BBC musste er Spekulationen über seine Augenkrankheit zurückweisen, sich die Frage stellen lassen, ob er Antidepressiva nehme, und der Behauptung seines Parteifreundes, Schatzkanzler Alistair Darling, widersprechen, die Partei habe „den Willen zum Leben verloren“.

Gewählt wird vermutlich im Mai 2010. Bis dahin muss Brown seine demoralisierte Partei und die angesichts steigender Arbeitslosigkeit und einer schweren Haushaltskrise desillusionierte Öffentlichkeit hinter sich bringen und den Erfolgskurs der Tories unter dem jungen Parteichef David Cameron stoppen. Auch der Minister für Wales, Peter Hain, rügte den Defätismus in der Partei: „Wir benehmen uns, als sei ein Sieg der Tories unvermeidlich.“ Doch genau dies glauben viele Parteifreunde. Ohne einen Führungswechsel werde Labour „für zehn bis 15 Jahre in die Opposition geschickt“, warnte der ehemalige Innenminister Charles Clarke und forderte Browns freiwilligen Rücktritt.

„Die nächsten Monate werden zeigen, dass wir in der Finanzkrise alle Entscheidungen richtig getroffen haben“, sagte Brown in der BBC und kündigte ein neues Finanzregulierungsgesetz an, in dem auch Boni von Bankern beschnitten werden sollen. Am Dienstag muss Brown in seiner Parteitagsrede versuchen, die Koalition zwischen Mittelklasse und traditionellen Labourwählern neu zu schmieden. Aber das wird ohne Geld schwer – im britischen Haushalt klafft im laufenden Jahr ein 175 Milliarden Pfund großes Loch. „Brown hofft, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung Optimismus zurückbringt und er die Schuld an der Wirtschaftskrise auf die globale Bühne abwälzen kann“, urteilt der Politologe Patrick Dunleavy von der London School of Economics. Gelinge es Labour in den Umfragen nicht, von derzeit 23 Prozentpunkten auf mindestens 30 zu kommen, würden sogar Labour-Stammwähler zu den Liberaldemokraten überlaufen, glaubt Dunleavy. Nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Instituts ICM liegt Labour 14 Prozentpunkte hinter den Konservativen.

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