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Politik: Lässt sich mit Gentechnik der Welthunger stillen?

Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat große Schäden an der Umwelt hinterlassen. Mit Bayer/Monsanto geht der Trend weiter.

Eines könnte die Welt doch aus der Finanzkrise gelernt haben, findet Alexander Müller: Mit der Größe der Konzerne und ihrer Marktmacht steigt das Risiko. Der ehemalige Staatssekretär der damaligen Agrarministerin Renate Künast (Grüne) ging nach der rot-grünen Regierungszeit zur Weltagrarorganisation FAO nach Rom. Heute gehört er zu den Organisatoren der „Global Soil Week“ und mischt sich weiter in die Diskussionen über Agrarpolitik ein. Mit der Fusion von Bayer und Monsanto sowie zwei weiteren Großfusionen im Agrargeschäft – Syngenta und Chem China sowie Dupont und Dow – werde die „Welternährung in die Hände eines Oligopols gelegt“, kritisiert er. „Wie kann man das zulassen“, fragt Müller. Für das Risikomanagement im Welternährungssystem seien die drei Großkonzerne jedenfalls keine Hilfe. Die großen Drei werden künftig etwa drei Viertel des Saatgutmarktes beherrschen und bei den Ackergiften dürfte der Marktanteil sogar noch höher sein.

Dass gentechnisch veränderte Pflanzen zur Welternährung beitragen, ja sogar die durch den Klimawandel verschärften Probleme „lösen“ könnten, ist seit Jahren das Hauptargument von Monsanto für deren Einsatz. Allerdings hat der Konzern bisher nur zwei Arten von gentechnisch veränderten Pflanzen hervorgebracht: Soja und Mais, die unempfindlich gegen das ebenfalls von Monsanto hergestellte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat sind, und Mais, Baumwolle und andere Pflanzen, denen ein Gen eingeschleust wurde, das Insekten abwehrt, also Bt-Mais oder Bt-Baumwolle.

Seit Jahren spricht Monsanto davon, dass salz- und trockenresistente Pflanzen kurz vor ihrem kommerziellen Durchbruch stünden. Bei einem Besuch in den Forschungslaboren von Monsanto im Jahr 1998 zeigten die Agraringenieure einer deutschen Journalistengruppe stolz Pflanzen, die mit minimalem Wassereinsatz und selbst auf versalzten Böden wachsen sollen. Bis heute werden sie nirgendwo angepflanzt. Es ist immer beim Versprechen geblieben. Mais und Soja wiederum dienen vor allem als Viehfutter. Die Landwirtschaft mit ihrem hohen Kunstdüngereinsatz, der zur Lachgasbildung beiträgt, und dem hohen Tierbesatz trägt mit rund 15 Prozent zum Treibhausgasausstoß bei.

Was gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Äckern der Welt anrichten, ist umstritten. Vor allem über die Frage, ob Gentech-Pflanzen negative Gesundheitswirkungen haben können, gibt es in der Wissenschaft keine Einigkeit. Klar ist aber, dass der Einsatz von Bt-Baumwolle nach einer kurzen Phase, in der weniger Insektizide eingesetzt wurden, nach wenigen Jahren bereits zu einem massiven Mehreinsatz von Insektiziden geführt hat. In Indien, wo Bt-Baumwolle im großen Stil angebaut wird, haben die hauptsächlichen Schädlinge – der Baumwollkapselbohrer – schnell Resistenzen gegen das Insektengift Bt entwickelt.

Baumwolle wächst weltweit nur auf 2,5 Prozent der Ackerfläche, aber 25 Prozent der weltweit eingesetzten Pestizide werden auf die Baumwollfelder gekippt. Auch Herbizide kommen auf den Baumwolläckern oft zum Einsatz. Der hohe Einsatz von Agrargiften führt dazu, dass keine anderen Pflanzen mehr am Ackerrand wachsen, die Insektizide töten auch für die Landwirtschaft nützliche Insekten wie beispielsweise Bienen, und das gesamte Leben auf und neben den Äckern verarmt komplett. Die industrielle Landwirtschaft setzt der globalen Artenvielfalt noch stärker zu als der Klimawandel, haben mehrere aktuelle Studien gerade erst wieder gezeigt. In den Städten ist die Artenvielfalt inzwischen oft höher als in den Agrarlandschaften auf dem Land. Auch in Berlin und Brandenburg lässt sich das beobachten. Der Einsatz von Gentech-Pflanzen ist die Fortsetzung der Industrialisierung der Landwirtschaft, die große Umweltschäden hinterlassen hat und weiter hinterlässt.

In den 1960er Jahren hat die sogenannte grüne Revolution vor allem in Asien die Ernten vervielfacht. Mit dem massenhaften Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden gelang es zunächst, die Ernten zu vergrößern – und viele Bauern aus der Armut zu holen. Allerdings nahm die grüne Revolution wenig Rücksicht auf die wichtigsten landwirtschaftlichen Betriebsmittel: Wasser und Böden.

Eines könnte die Welt doch aus der Finanzkrise gelernt haben, findet Alexander Müller: Mit der Größe der Konzerne und ihrer Marktmacht steigt das Risiko. Der ehemalige Staatssekretär der damaligen Agrarministerin Renate Künast (Grüne) ging nach der rot-grünen Regierungszeit zur Weltagrarorganisation FAO nach Rom. Heute gehört er zu den Organisatoren der „Global Soil Week“ und mischt sich weiter in die Diskussionen über Agrarpolitik ein. Mit der Fusion von Bayer und Monsanto sowie zwei weiteren Großfusionen im Agrargeschäft – Syngenta und Chem China sowie Dupont und Dow – werde die „Welternährung in die Hände eines Oligopols gelegt“, kritisiert er. „Wie kann man das zulassen“, fragt Müller. Für das Risikomanagement im Welternährungssystem seien die drei Großkonzerne jedenfalls keine Hilfe. Die großen Drei werden künftig etwa drei Viertel des Saatgutmarktes beherrschen und bei den Ackergiften dürfte der Marktanteil sogar noch höher sein.

Dass gentechnisch veränderte Pflanzen zur Welternährung beitragen, ja sogar die durch den Klimawandel verschärften Probleme „lösen“ könnten, ist seit Jahren das Hauptargument von Monsanto für deren Einsatz. Allerdings hat der Konzern bisher nur zwei Arten von gentechnisch veränderten Pflanzen hervorgebracht: Soja und Mais, die unempfindlich gegen das ebenfalls von Monsanto hergestellte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat sind, und Mais, Baumwolle und andere Pflanzen, denen ein Gen eingeschleust wurde, das Insekten abwehrt, also Bt-Mais oder Bt-Baumwolle.

Seit Jahren spricht Monsanto davon, dass salz- und trockenresistente Pflanzen kurz vor ihrem kommerziellen Durchbruch stünden. Bei einem Besuch in den Forschungslaboren von Monsanto im Jahr 1998 zeigten die Agraringenieure einer deutschen Journalistengruppe stolz Pflanzen, die mit minimalem Wassereinsatz und selbst auf versalzten Böden wachsen sollen. Bis heute werden sie nirgendwo angepflanzt. Es ist immer beim Versprechen geblieben. Mais und Soja wiederum dienen vor allem als Viehfutter. Die Landwirtschaft mit ihrem hohen Kunstdüngereinsatz, der zur Lachgasbildung beiträgt, und dem hohen Tierbesatz trägt mit rund 15 Prozent zum Treibhausgasausstoß bei.

Was gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Äckern der Welt anrichten, ist umstritten. Vor allem über die Frage, ob Gentech-Pflanzen negative Gesundheitswirkungen haben können, gibt es in der Wissenschaft keine Einigkeit. Klar ist aber, dass der Einsatz von Bt-Baumwolle nach einer kurzen Phase, in der weniger Insektizide eingesetzt wurden, nach wenigen Jahren bereits zu einem massiven Mehreinsatz von Insektiziden geführt hat. In Indien, wo Bt-Baumwolle im großen Stil angebaut wird, haben die hauptsächlichen Schädlinge – der Baumwollkapselbohrer – schnell Resistenzen gegen das Insektengift Bt entwickelt.

Baumwolle wächst weltweit nur auf 2,5 Prozent der Ackerfläche, aber 25 Prozent der weltweit eingesetzten Pestizide werden auf die Baumwollfelder gekippt. Auch Herbizide kommen auf den Baumwolläckern oft zum Einsatz. Der hohe Einsatz von Agrargiften führt dazu, dass keine anderen Pflanzen mehr am Ackerrand wachsen, die Insektizide töten auch für die Landwirtschaft nützliche Insekten wie beispielsweise Bienen, und das gesamte Leben auf und neben den Äckern verarmt komplett. Die industrielle Landwirtschaft setzt der globalen Artenvielfalt noch stärker zu als der Klimawandel, haben mehrere aktuelle Studien gerade erst wieder gezeigt. In den Städten ist die Artenvielfalt inzwischen oft höher als in den Agrarlandschaften auf dem Land. Auch in Berlin und Brandenburg lässt sich das beobachten. Der Einsatz von Gentech-Pflanzen ist die Fortsetzung der Industrialisierung der Landwirtschaft, die große Umweltschäden hinterlassen hat und weiter hinterlässt.

In den 1960er Jahren hat die sogenannte grüne Revolution vor allem in Asien die Ernten vervielfacht. Mit dem massenhaften Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden gelang es zunächst, die Ernten zu vergrößern – und viele Bauern aus der Armut zu holen. Allerdings nahm die grüne Revolution wenig Rücksicht auf die wichtigsten landwirtschaftlichen Betriebsmittel: Wasser und Böden.

Der Vater der grünen Revolution in Indien, der Landwirtschaftsprofessor Mankombu Sambasivan Swaminathan, warnte schon 1968, dass eine „intensivierte Kultivierung ohne eine Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Bodenstruktur unweigerlich zur Wüstenbildung“ führen werde. Der heute 90-Jährige sollte Recht behalten. In Indien gelten inzwischen die meisten Ackerflächen als wasserarm und wenig fruchtbar. Bis aus einem ausgelaugten Boden wieder ein fruchtbarer Boden wird, vergehen Jahrzehnte intensiver Pflege. Und wenn die trockene Erde vom Wind weggeweht und gelegentlichen Starkregenereignissen weggespült wird, ist er verloren. Er ist nicht zurückzubringen. Swaminathan ist zwar nicht prinzipiell gegen den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen. Der 90-Jährige plädierte sogar immer wieder dafür, in Indien bei Feldversuchen herauszufinden, was die Pflanzen denn bringen würden. Aber er sagt auch: Um sie zuzulassen, müssten sie den Menschen, der Ökologie und den Bauern tatsächlich nützen.

Der Vater der grünen Revolution in Indien, der Landwirtschaftsprofessor Mankombu Sambasivan Swaminathan, warnte schon 1968, dass eine „intensivierte Kultivierung ohne eine Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Bodenstruktur unweigerlich zur Wüstenbildung“ führen werde. Der heute 90-Jährige sollte Recht behalten. In Indien gelten inzwischen die meisten Ackerflächen als wasserarm und wenig fruchtbar. Bis aus einem ausgelaugten Boden wieder ein fruchtbarer Boden wird, vergehen Jahrzehnte intensiver Pflege. Und wenn die trockene Erde vom Wind weggeweht und gelegentlichen Starkregenereignissen weggespült wird, ist er verloren. Er ist nicht zurückzubringen. Swaminathan ist zwar nicht prinzipiell gegen den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen. Der 90-Jährige plädierte sogar immer wieder dafür, in Indien bei Feldversuchen herauszufinden, was die Pflanzen denn bringen würden. Aber er sagt auch: Um sie zuzulassen, müssten sie den Menschen, der Ökologie und den Bauern tatsächlich nützen.

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