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Lateinamerika-Reise: Bush erntet Kritik an Grenzbau und Drogenpolitik

Auf allen fünf Stationen seiner Lateinamerika-Reise ist US-Präsident Bush von Protesten begleitet worden. Zum Abschluss legte ihm Mexikos Präsident Calderón nahe, das Problem des Drogenmissbrauchs im eigenen Land zu lösen.

Mérida - Solange die US-Regierung nicht den Drogenmissbrauch im eigenen Land in den Griff bekomme, sei auch der Schmuggel nicht zu stoppen, sagte Calderón bei seiner ersten Begegnung mit Bush am Dienstag in Mérida. "Mexiko erledigt seinen Teil." Der Schlüssel zum Erfolg liege bei den USA. Bush erklärte, er werde sich im US-Senat für sein neues Einwanderungsgesetz stark machen, durch das Millionen von Migranten ein Aufenthaltsrecht bekommen sollen.

In einer kurzen Rede in der Hacienda Xcanatun, einem imposanten Gebäude aus der Kolonialzeit außerhalb von Mérida, lobte Bush Calderóns "innovative Politik" zur Armutsbekämpfung und nannte in diesem Zusammenhang den freien Handel als Ausweg aus der Armut. Die USA und Mexiko sind zusammen mit Kanada seit 1994 in der Nordamerikanischen Freihandelszone (Nafta) vereint.

Calderón: Ursachen der Migration bekämpfen

Calderón sagte, es sei nachzuvollziehen, dass die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ihre Prioritäten neu bestimmt hätten. Nun sei es aber an der Zeit, die Beziehungen "zugunsten eines Wegs zu beiderseitigem Wohlstand auszurichten". Zugleich kritisierte Calderón erneut den Bau eines 1130 Kilometer langen Grenzwalls zwischen den USA und Mexiko, mit dem die US-Regierung Einwanderer aus dem Süden abhalten will. Er hatte sich bereits früher für Investitionen in den Gebieten ausgesprochen, aus denen die verarmten mexikanischen Auswanderer stammen.

Die Sperranlage ist auch in den USA umstritten. Jedes Jahr überqueren zehntausende überwiegend aus Lateinamerika stammende Menschen ohne gültige Papiere die Südgrenze der USA. Die US-Grenzbehörden bemühen sich seit Jahren mit wachsendem Aufwand, die Einwanderer an der insgesamt 3200 Kilometer langen Grenze zu Mexiko abzufangen - ohne größeren Erfolg. Jedes Jahr kommen an der Grenze hunderte Menschen ums Leben, in den meisten Fällen, weil sie sich im unwegsamen Wüstengelände verirren.

Verletzte bei Demonstrationen gegen Bush

In Mexiko-Stadt wurden bei Protesten gegen Bushs Besuch elf Polizisten und ein Dutzend Demonstranten leicht verletzt. Anti-Aufruhr-Einheiten lösten eine Demonstration mit mehreren hundert Teilnehmern vor der US-Botschaft gewaltsam auf, aus der heraus sie mit Steinen beworfen wurden. Mehrere Demonstranten wurden festgenommen. Auch in Merída gingen etwa hundert Bush-Gegner auf die Straße. Im Rathaus der Stadt zerstörten sie drei Büros.

Mexiko war die letzte Station auf Bushs Lateinamerika-Reise. Der US-Präsident wollte am Mittwoch wieder nach Washington reisen. Zuvor hatte er bereits Brasilien, Uruguay, Kolumbien und Guatemala besucht. Ziel seiner Reise, die auf allen fünf Stationen von Protesten begleitet wurde, war die Verbesserung der Beziehungen der USA zu den lateinamerikanischen Staaten. (tso/AFP)

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