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Politik: Lehmann schließt Krieg gegen den Irak nicht aus Kardinal: Aber Präventivschlag wäre eine unerlaubte Aggression

Mainz (M.G.

Mainz (M.G./vs). Vor dem Hintergrund des IrakKonflikts hat Kardinal Karl Lehmann eine militärische Intervention als „letzte Möglichkeit“ nicht ausgeschlossen. Zugleich zeigte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem Beitrag für seine Bistumszeitung „Glaube und Leben“ besorgt, dass die Drohkulisse militärischer Gewalt eine solche Eigendynamik entfalten könnte, dass am Ende ein Krieg unvermeidbar sei. Die Hauptgefahr sei, dass ein vorbeugender Krieg vom Zaun gebrochen werde, der aber nur im Fall schlimmster Menschheitsverbrechen wie etwa Völkermord erwogen werden dürfe. Sonst sei ein solcher Präventivkrieg eine Aggression.

Sowohl Papst Johannes Paul II. als auch die Bischofskonferenz ließen keinen Zweifel daran, dass Saddam Hussein ein Risiko für die internationale Ordnung sei, betont der Kardinal. Beide befürworteten auch den Druck, den die Vereinten Nationen auf den Irak ausübten, und beide würden nicht die Notwendigkeit konkreter Drohung verkennen. Das Recht auf Selbstverteidigung aber setze einen tatsächlichen oder unmittelbar bevorstehenden Angriff voraus. Die Bischofskonferenz möchte in den nächsten Wochen zusammen mit der britischen und amerikanischen Bischofskonferenz ein gemeinsames Friedenswort veröffentlichen. Die Bemühungen des Papstes zur Vermeidung eines Krieges gehen unterdessen weiter. Am Donnerstag empfängt er den stellvertretenden iranischen Parlamentspräsidenten Khatami, ein Bruder des iranischen Regierungschefs.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, kritisierte unterdessen, dass US-Präsident Bush einen möglichen Krieg religiös rechtfertige. Die von Bush propagierte Einteilung der Welt in Gut und Böse sei nicht akzeptabel, sagte Kock im Inforadio. Am Dienstag reiste Kock mit einer EKD-Delegation in die USA. Im Dialog mit den Partnerkirchen in den USA will die EKD die Suche nach einer friedlichen Lösung der Irak-Krise fortsetzen. Die deutsche Delegation wird am Mittwoch in Washington mit Kirchenvertretern aus den USA sowie aus den übrigen Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrates zusammentreffen.

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