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Eine vom Regime genutzte Militärbasis bei Idlib in Syrien.

© Reuters

Letzter Tag der Waffenruhe in Syrien: Mindestens Zehn Tote bei Autobombenanschlag in Damaskus

Die Waffenruhe in Syrien ist ihren Namen nicht wert. Die Armee fliegt Luftangriffe. In Damaskus explodiert eine Autobombe. Landesweit gehen die Kämpfe weiter. Und wieder landen Granaten in der Türkei. Nur Vermittler Brahimi bleibt optimistisch.

In Syrien sind die Kämpfe zwischen der Armee und Rebellen bereits vor dem offiziellen Ende einer Waffenruhe am Montagabend wieder eskaliert. In Damaskus sind nach einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens bei der Explosion einer Autobombe am Montag zehn Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien Frauen und Kinder. Verantwortlich für den Anschlag im Stadtteil Dscharamana seien Terroristen, berichtete das Staatsfernsehen und verwandte den Begriff, mit dem die Führung um Präsident Baschar al-Assad die Aufständischen bezeichnet. Die Bombe sei vor einer Bäckerei detoniert. Dscharamana ist Anwohnern zufolge in der Hand der Regierungstruppen. Assad versucht seit rund eineinhalb Jahren, einen Aufstand niederzuschlagen.

Der Montag ist der letzte Tag einer von den Vereinten Nationen vermittelten Waffenruhe während des islamischen Opferfestes. Allerdings wurde die Waffenruhe auch an diesem Tag gebrochen. Nach Darstellung der Opposition bombardierte die Luftwaffe Rebellenstellungen in einem Vorort von Damaskus. Die Kampfflugzeuge hätten das Wohngebiet Harat al-Schwam angegriffen, das nur wenige Kilometer östlich der Hauptstadt liegt, berichteten Aktivisten.

Schuldzuweisungen in Syrien - Wieder Granate in der Türkei gelandet

Regierung und Aufständische machten sich gegenseitig für die Verstöße gegen die viertägige Feuerpause während des islamischen Opferfests verantwortlich. Seit dem Freitagmorgen starben nach Angaben von Aktivisten mindestens 500 Menschen.

Die Gewalt schwappte auch erneut auf die Türkei über. Nachdem ein syrisches Artilleriegeschoss auf einem Feld in der Nähe des türkischen Dorfes Besaslan eingeschlagen war, feuerte das türkische Militär umgehend zurück.

UN-Vermittler Lakhdar Brahimi bleibt dennoch optimistisch. Der algerische Diplomat sagte nach einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau der Agentur Interfax zufolge, er bedauere, dass die Waffenruhe gebrochen worden sei. Das beeinträchtige aber nicht seine Bemühungen für einen Ausweg aus der Krise. Ein Blauhelmeinsatz werde nicht erwogen. Lawrow bekräftigte, dass Russland eine Rückkehr von Militärbeobachtern nach Syrien unterstütze, sobald die Gewalt beendet sei. Moskau gehört zu den wichtigsten Verbündeten der Regierung von Baschar al-Assad in Damaskus.

Bei einem Anschlag mit einer Autobombe starben in Damaskus mindestens zehn Menschen. Der in einem Fahrzeug platzierte Sprengsatz sei in dem überwiegend von Drusen und Christen bewohnten Vorort Dscharamana detoniert, berichtete das syrische Staatsfernsehen. Die rund 300 000 Einwohner des Viertels haben sich lange gegen ein Übergreifen des Bürgerkrieges auf ihre Wohngegend gewehrt.

Die syrischen Streitkräfte beschuldigten in einer vom Staatsfernsehen verbreiteten Erklärung die Rebellen, das Land zu „zerstören“. Es gebe genügend Beweise, dass die Regimegegner „unverhohlen“ gegen die Feuerpause verstoßen hätten. Um Syrien zu retten, müsse gegen diese „Terroristen“ mit eiserner Faust vorgegangen werden.

Aktivisten verwiesen hingegen auf tödliche Luftschläge der Regierungstruppen. Am vierten und letzten Tag der Waffenruhe berichteten die oppositionellen Menschenrechtsbeobachter in London erneut über Einsätze von Kampfflugzeugen im Umland von Damaskus und in der Provinz Idlib nahe der türkischen Grenze. Gekämpft wurde demnach auch weiter in Aleppo, Homs, Daraa und Hama.

Bei dem Granateneinschlag in der türkischen Provinz Hatay wurde nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu niemand verletzt. Die Beziehungen zwischen Ankara und Damaskus sind angespannt, weil seit einigen Wochen immer wieder aus Syrien abgefeuerte Granaten auf türkischem Territorium einschlagen. Es gab bereits mehrere Tote.

Wer allerdings genau hinter den Angriffen steckt, ist nach wie vor unklar. Die Türkei befürchtet, dass auch die PKK den Konflikt nutzt, um von Kurden bewohnte Gebiete in Nordsyrien dauerhaft unter ihre Kontrolle zu bringen und einen Kurdenstaat zu errichten. Die PKK wird von der Türkei als Terrororganisation eingestuft. (dpa/dapd/rtr)

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