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Libanon

© AFP

Libanon: Armee nimmt Islamistenlager ein

Die libanesische Armee hat die Kontrolle über die seit Monaten umkämpfte palästinensische Flüchtlingssiedlung Nahr al Bared im Norden des Libanon übernommen. Der Ministerpräsident lobte den Einsatz der Soldaten.

Nach mehr als dreimonatiger Belagerung und heftigen Kämpfen hat die libanesische Armee das von Islamisten kontrollierte palästinensische Flüchtlingslager Nahr al Bared im Norden des Landes eingenommen. Ministerpräsident Fuad Siniora lobte die Soldaten für ihren Einsatz: "Ihr habt in Nahr al Bared für unser Land den größten Sieg über die Terroristen errungen", sagte er am Abend in einer Fernsehansprache. Zugleich kündigte er den Wiederaufbau des bei den Kämpfen zu weiten Teilen zerstörten Lagers an. Außerdem solle das Camp, in dem vor Beginn der Kämpfe rund 40.000 palästinensische Flüchtlinge gelebt hatten, künftig der Kontrolle libanesischer Behörden unterliegen.

Zuvor waren bei Kämpfen erneut 42 Menschen ums Leben gekommen. Wie ein Armeesprecher sagte, wurden 37 Anhänger der palästinensischen Islamistengruppe Fatah al Islam getötet. Auch fünf Soldaten, darunter ein Offizier, starben. Die Islamisten hatten sich seit dem 20. Mai in dem Flüchtlingslager verschanzt.

Freudentänze für die Soldaten

Nach der Einnahme des Lages feuerten Soldaten Freudenschüsse ab. Vor den Kämpfen geflohene Bewohner des Lagers tanzten vor Freude auf den Straßen und jubelten den Soldaten zu. Zunächst durften die Menschen jedoch nicht in ihre Häuser zurückkehren. Ein Armeeoffizier erklärte, das Militär werde das Lager zunächst nach Bomben und möglichen Verstecken letzter verbliebener Kämpfer der Fatah al Islam durchsuchen und so lange niemanden den Zutritt erlauben.

Wie die Armee mitteilte, hatten die Islamisten noch versucht, aus dem umstellten Lager zu entkommen. 20 Kämpfer seien festgenommen worden. Das Schicksal des Anführers der Fatah al Islam, Chaker al Abssi, blieb zunächst unbekannt. Nach zunächst unbestätigten Berichten örtlicher Medien soll ihm zusammen mit einigen seiner Anhänger die Flucht gelungen sein. Den Anhängern der Fatah al Islam werden Verbindungen zur Terrororganisation El Kaida und zum syrischen Geheimdienst nachgesagt.

Das Flüchtlingslager nördlich der Hafenstadt Tripoli wurde bei den monatelangen Kämpfen stark zerstört. Weit mehr als 200 Menschen wurden getötet, darunter 158 Soldaten. Insgesamt leben im Libanon rund 367.000 Palästinenser in 12 Flüchtlingslagern. Aufgrund jahrzehntealter Abkommen ist es den libanesischen Sicherheitskräften bisher nicht erlaubt, die Lager zu betreten.

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