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Libanon: Israel weitet Bodenoffensive aus

Trotz aller internationalen Appelle heizt sich die Lage im Nahen Osten weiter auf: Die israelische Armee weitete ihre Bodenoffensive im Libanon massiv aus und forderte die Bevölkerung weiterer Gebiete zum Verlassen ihrer Häuser auf.

Jerusalem/Beirut - Der israelische Vize-Regierungschef Eli Jischai kündigte für die Nacht zum Mittwoch die Wiederaufnahme der Luftangriffe "mit aller Macht" an. Die Angriffe waren für zwei Tage weitgehend eingestellt worden. Aus der Region Tyrus setzte eine Massenflucht ein. Israel bombardierte auch im Nordlibanon Verbindungsstraßen zwischen dem Libanon und Syrien. Die syrische Armee wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Die EU forderte eine "sofortige Einstellung der Feindseligkeiten".

Die israelische Armee und die Hisbollah lieferten sich den dritten Tag in Folge schwere Gefechte in der Gegend um die Ortschaften Taibe, Aadaisseh und Kfar Kila nahe der Hisbollah-Hochburg Bint Dschbeil im Südlibanon. Nach einem Bericht des Senders Al Arabija wurden beim Dorf Aita al Schaab drei Soldaten getötet. Die libanesische Polizei und die UN-Beobachtermission Unifil zählten vier israelische Vorstöße in den Westen und das Zentrum der umkämpften Grenzregion. Israelischen Medien zufolge waren bis zu 20.000 israelische Soldaten an dem Einsatz beteiligt.

Verteidigungsminister Amir Perez sagte, Israel wolle im Südlibanon Bedingungen für eine "mit wirklicher Macht" ausgestattete internationale Truppe schaffen. Der ranghohe General Alon Friedman sagte dem Militärrundfunk, die Bodenoffensive könne noch "mehrere Wochen" dauern. Als Grenze für einen Sicherheitskorridor, innerhalb dessen Israel alle Hisbollah-Stellungen dauerhaft beseitigen will, war laut Regierungskreisen der Fluss Litani im Gespräch. Der Litani verläuft in fünf bis 30 Kilometern Entfernung zur Grenze. Die israelische Armee rief die libanesische Bevölkerung am Abend zum Verlassen ihrer Dörfer auch nördlich des Flusses auf. Bislang galten solche Aufrufe nur für Gebiete südlich des Litani. Aus der Region Tyrus setzte eine Massenflucht ein. Die Stadt und ein Großteil der rund 60 umliegenden Dörfer war fast menschenleer.

Weitere israelische Luftangriffe

Trotz der offiziellen Feuerpause, die Israel in der Nacht zum Montag verkündet hatte, wurden flog die Luftwaffe in der Region des Bekaa-Tals und das Dorf Tair-Harfa südlich von Tyrus mehrere Angriffe. Auch die Stadt Hermel, eine Hochburg der Hisbollah, wurde bombardiert, ebenso wie die Straße von Hermel in die syrische Stadt Homs. Die internationale Straße zwischen Beirut und Damaskus wurde zum sechsten Mal bombardiert. Die israelische Armee betonte, sie habe nur die libanesische Seite des Grenzgebiets angegriffen. Der syrische Präsident Baschar al Assad hatte seine Armee bereits am Montag in erhöhete Alarmbereitschaft versetzt.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte, Damaskus eine "konstruktive" Rolle bei der Suche nach einer Lösung des Konflikts einzuräumen. Die Außenminister der Europäischen Union riefen Israel und die Hisbollah zu der "sofortigen Einstellung ihrer Feindseligkeiten" auf, der eine "nachhaltige Waffenruhe" folgen solle, wie der finnische Außenminister und EU-Ratspräsident Erkki Tuomioja nach den dreistündigen Beratungen in Brüssel sagte. Ein Appell zu einer "sofortigen Waffenruhe" war zuvor nach Diplomatenangaben am Widerstand Deutschlands, Großbritanniens und der Niederlande gescheitert. (tso/AFP)

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