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Libanon-Krieg: Israel verschleppt Hisbollah-Mitglieder

Drei Wochen nach Beginn ihrer Offensive ist die israelische Armee tief in den Libanon eingedrungen und hat in einer spektakulären Aktion mehrere Hisbollah-Mitglieder aus Baalbek verschleppt.

Jerusalem - Die Hisbollah-Mitglieder seien nach Israel gebracht worden, teilte eine Armeesprecherin mit. Weitere Angehörige der radikalislamischen Schiitenmiliz seien getötet oder verletzt worden. Ein Ende des Konflikts war weiterhin nicht abzusehen. Nach Angaben des israelischen Vizeministerpräsidenten Schimon Peres könnte die Offensive noch Wochen dauern. US-Außenministerin Condoleezza Rice betonte, ein Waffenstillstand könne binnen Tagen erreicht werden.

Die an dem Einsatz im ostlibanesischen Baalbek beteiligten Soldaten seien alle wohlbehalten nach Israel zurückgekehrt, teilte die Militärsprecherin weiter mit. Nähere Angaben machte sie nicht. Ein Hisbollah-Sprecher teilte mit, ein israelischer Militärhubschrauber sei nahe Baalbek gelandet. Die Insassen seien in ein Krankenhaus gestürmt, das von der Hisbollah umstellt worden sei. Nach einigen Stunden hätten die Soldaten unter massivem Feuerschutz aus der Luft das Krankenhaus wieder verlassen.

Die libanesische Polizei bestätigte heftige Gefechte zwischen israelischen Soldaten und Hisbollah-Kämpfern südlich von Baalbek. Bei Luftangriffen der Israelis seien fünf Menschen getötet und ein Dutzend weitere verletzt worden. Bewohner berichteten, die israelischen Soldaten hätten sofort nach Verlassen des Hubschraubers geschossen, zahlreiche Zivilisten seien getötet oder verletzt worden.

Am Mittwochmorgen zerstörte die israelische Luftwaffe zwei Brücken im Norden des Libanon. Wie die libanesische Polizei mitteilte, befanden sich die Ziele nur fünf Kilometer von Syrien entfernt. An der Bodenoffensive im Südlibanon sind israelischen Medienberichten zufolge fast 20.000 israelische Soldaten beteiligt. Die nach dem Angriff auf Kana mit mehr als 50 toten Zivilisten von Israel einseitig verhängte 48-stündige Feuerpause lief unterdessen ab. Zehntausende Menschen nutzten die Zeit, um aus dem Südlibanon zu fliehen. Stellungen der Hisbollah hatte die Luftwaffe ungeachtet der Feuerpause weiter angegriffen.

Die israelischen Truppen hätten 70 bis 80 Prozent der weitreichenden Raketen der Hisbollah vernichtet und seien «sehr nahe» daran, der Miliz den entscheidenden Schlag zu versetzen, sagte Peres am Dienstag nach einem Treffen mit dem Nationalen Sicherheitsberater der USA, Stephen Hadley, in Washington. «Es ist eine Frage von Wochen, vielleicht sogar weniger. « Gegenüber dem Fernsehsender (PBS) sagte Peres: «Ich kann Ihnen kein Datum nennen, aber ich hoffe, dass es eine Frage von Wochen sein wird, nicht Monaten.»

Rice zuversichtlich

US-Außenministerin Rice zeigte sich dagegen zuversichtlicher. Innerhalb einiger Tage, «nicht Wochen», könne ein Waffenstillstand erreicht werden, sagte sie gegenüber PBS. «Es ist an der Zeit, die Gewalt zu beenden.» Wichtig sei aber zunächst sicherzustellen, dass die Hisbollah keine Bedrohung für Israel mehr sein werde. Daher müsse die libanesische Regierung die südlichen Landesteile kontrollieren.

Der stellvertretende UN-Generalsekretär Mark Malloch Brown legte den USA und Großbritannien nahe, sich bei den diplomatischen Bemühungen zur Lösung des Libanon-Konflikts zurückzuhalten. Als die beiden Länder, die eine Führungsrolle im Irak eingenommen hätten, sei eine prominente Beteiligung des Duos in diesem Konflikt «nicht hilfreich», sagte Malloch Brown der «Financial Times».

Frankreich beteiligt sich nicht an dem für Donnerstag geplanten UN-Gespräch über die Entsendung einer internationalen Truppe in den Südlibanon. «Frankreich wird nicht an einem Treffen teilnehmen, das es für verfrüht hält», sagte ein französischer Diplomat am Dienstag (Ortszeit) am Sitz der Uno in New York. Zu dem Gespräch werden Vertreter aus 40 Ländern erwartet. Frankreich hatte sich im Gegensatz zu den USA für eine sofortige Waffenruhe ausgesprochen. (tso/AFP)

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