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Libanon: Verdächtige Schiffe werden kontrolliert

Am internationalen Einsatz vor der Küste Libanons sind Franzosen, Italiener, Griechen und Briten beteiligt. Sie warten auf Ablösung durch die deutsche Marine. Ein Bericht darüber, wie die Einsätze derzeit ablaufen.

Fregatte "Cassard" - Ein Hubschrauber vom Typ Panther steigt von der Fregatte "Cassard" auf und nimmt das Frachtschiff "Gennyfer" ins Visier. "Dies ist ein französischer Helikopter, der in den internationalen Gewässern patrouilliert", tönt die Stimme des Piloten durch den Funk. Damit ist die Besatzung der "Gennyfer" vorgewarnt. Der Panther überfliegt den Frachter, ein Techniker nimmt Daten zum Ursprungshafen, zum Ziel, zur Registrierung und zur Ladung auf. Der internationale Marine-Einsatz vor der Küste Libanons, mit dem Waffenlieferungen an die Hisbollah-Miliz unterbunden werden sollen, ist angelaufen. Die derzeit am Einsatz beteiligten Franzosen, Italiener, Griechen und Briten warten auf Ablösung durch die deutsche Marine.

Alle verdächtigen Schiffe stehen auf einer schwarzen Liste. Bislang sind der Besatzung der Fregatte "Cassard" keine Waffenlieferungen in die Hände gefallen. Seit dem 8. September, an dem die israelischen Streitkräfte nach zwei Monaten die Seeblockade Libanons aufgaben, haben neben der "Cassard" auch der italienische Flugzeugträger "Garibaldi" und drei andere italienische Kriegsschiffe, die griechische "Kanaris" und die britische Fregatte "York" nach und nach ihre Kontrollfahrten an den östlichen Gestaden des Mittelmeers aufgenommen. Der Einsatz beruht auf der UN-Resolution 1701, mit der dem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah nach fünf Wochen Einhalt geboten wurde.

"Die Entsendung von Einheiten zur Überwachung der libanesischen Gewässer hat die Aufhebung der Seeblockade ermöglicht", sagt der Kommandant der "Cassard", Philippe Dutrieux. Die Italiener stellen die stärksten Anteile, der Einsatz wird vorerst vom italienischen Admiral Giuseppe di Giorgi befehligt. Nach den Nato-Normen, die in zahlreichen Manövern ausgetestet wurden, ergänzen sich die Kriegsschiffe perfekt. Sämtliche über die Radarschirme einlaufenden Daten können von den Besatzungen aller am Einsatz beteiligten Schiffe entschlüsselt werden.

Verdächtige Schiffe werden kontrolliert

"Wir haben eine Liste der verdächtigen Schiffe", sagt Gilles Bezanilla, Besatzungsmitglied des Hubschraubers. Von seinem Posten direkt hinter den Piloten richtet er den Radar auf jedes schwimmende Objekt, das einer Überprüfung bedarf. "Wir kontrollieren ihr Verhalten, etwa, ob sie beim Heranfliegen des Hubschraubers kehrt machen", fährt Bezanilla fort. "Dann vergleichen wir die Informationen, die sie uns geben, mit denen, die wir bereits haben." Dem Techniker steht eine umfangreiche Computer-Datenbank zur Verfügung, von jedem überwachten Schifft schießt er ein paar Fotos.

"Die Ausrüstung unserer Kräfte ist dazu geeignet, sämtliche Schiffe vor der libanesischen Küste unter Kontrolle zu bekommen", sagt der Kommandant Dutrieux. Bislang jedoch hat lediglich die libanesische Regierung das Recht, eine Durchsuchung der Schiffe zu veranlassen. Die internationalen Marine-Einheiten sammeln Informationen und leiten sie im Verdachtsfall an die libanesischen Sicherheitskräfte weiter.

Deutsche haben mehr Kompetenzen

Der geplante Marineverband unter deutscher Führung hat mehr Kompetenzen. Nach Angaben von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) haben die Bundeswehrsoldaten im Rahmen der UN-Friedenstruppe Unifil ein robustes Mandat, das auch die Kontrolle eines verdächtigen Schiffes gegen den Widerstand der Besatzung erlaubt. Das Einsatzgebiet des aus zwei Fregatten, zwei Truppenversorgern und vier Schnellbooten bestehenden Verbandes umfasst das gesamte Küstengebiet in einen Bereich von rund 50 Seemeilen.

Im Falle der "Gennyfer" bleibt es bei der Routine-Kontrolle. Der Frachter erweist sich als unverdächtig und kann seine Fahrt ungehindert fortsetzen, er hat nichts weiter als Marmorplatten an Bord. (Von Hervé Asquin, AFP)

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