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Politik: „Links bedeutet Weltoffenheit“

Auszüge aus der Rede des neuen SPD-Vorsitzenden Platzeck auf dem Karlsruher Parteitag

Der neue SPD-Chef Matthias Platzeck hat sich in Karlsruhe mit parteiinternen Fehlern, der Linkspartei und mit seiner ostdeutschen Vergangenheit auseinander gesetzt. Redeauszüge:

(...) „Helft mit, damit wir einig und geschlossen voranschreiten können. Die Aufgaben und die Auseinandersetzungen werden schwierig genug. (...) Wir Sozialdemokraten dürfen niemals in einen Überbietungswettbewerb mit Populisten einsteigen. Wir müssen den Menschen immer wieder geduldig und sehr aufklärerisch, aber auch sehr entschieden, erklären, was geht und was nicht geht. (...) Wenn wir genau dies tun, dann unterscheiden die Menschen sehr genau, wer ihnen das Blaue vom Himmel verspricht und wer ernsthaft an der Lösung der Probleme unserer Gesellschaft wirklich arbeitet. Für die Volkspartei SPD bedeutet das: Sie kann und sie wird auch in Zukunft nur erfolgreich sein als Partei der linken Mitte.

(...) Es gibt in Deutschland seit neuestem eine Partei, die nennt sich „Linkspartei“. Vorher hieß sie PDS. Meine Position zu dieser Umbenennung ist sehr klar: Diese sich links nennende Partei ist in Wahrheit alles Mögliche: Sie ist populistisch, sie ist rückwärts gewandt, sie ist in großen Teilen vorgestrig. Nur eines, liebe Genossinnen und Genossen, ist sie mit Sicherheit nicht: Diese Partei ist alles, aber nicht links. (...) Links bedeutet Weltoffenheit und nicht Abschottung, bedeutet Kreativität und nicht Verweigerung. Das ist links, und wir sind das, die genau diese Lebenshaltung haben, liebe Genossinnen und Genossen, und nicht die Lafontaines dieser Welt.

(...) Ich habe die ersten 35 Jahre meines Lebens in einer vollkommen anders organisierten Gesellschaftsordnung verbracht. Das ist nicht zu ändern, ich bin darüber aber auch nicht unglücklich. Ich bin klipp und klar sozialisierter Ostdeutscher und stehe dazu. 35 Jahre habe ich in Potsdam auf der anderen Seite der Glienicker Brücke gewohnt, auf der ostdeutschen. Die Glienicker Brücke ist zwischen Potsdam und West-Berlin, wo ab und zu bei Nacht und Nebel in der Zeit des Kalten Krieges Agenten ausgetauscht wurden. Natürlich mit dem Gefühl, dass ich über diese Brücke nie gehen werde. Das war Normalität für mich. Fast heute auf den Tag genau vor 16 Jahren bin ich über diese Brücke gegangen – und ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich noch heute, manchmal Sonntag früh, wenn kein Betrieb dort ist, über diese Brücke gehe und auch das Glücksgefühl immer wieder genieße. Und, liebe Genossinnen und Genossen, ich möchte auch nicht, dass mir das verloren geht. (...) Ich möchte mein Land, ich möchte unser Deutschland, gegen kein anderes auf der Welt eintauschen.“ dpa

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