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Politik: Links erholen

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Im Urlaub lässt sich niemand gerne stören. Weil doch eigentlich Parlamentsferien sind, hatte George W.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Im Urlaub lässt sich niemand gerne stören. Weil doch eigentlich Parlamentsferien sind, hatte George W. Bush im Reichstag kokett von seiner Angst gesprochen, die Abgeordneten könnten seine Rede als Zumutung empfinden. Dabei war die Operation Bush-Auditorium für deutsche Parlamentarier eine Haupt- und Staatsaktion. Manche Zuhörer reisten eigens aus fernen Urlaubsregionen an – so auch Edmund Stoiber. Der Kanzlerkandidat beschied sich im Reichstag übrigens nicht etwa mit der Länderbank. Nach dem Motto „bei CDU und CSU sitzen Sie in der ersten Reihe“ hatte ihn die Unionsfraktion ganz vorne platziert. Nach der Bush-Lektion flog Stoiber zurück in die Ferien. Die Wahl seines Urlaubsorts beweist, dass der kantige Kandidat vor politischen Schablonen noch weniger Angst hat als Bush vor leeren Bänken: Ausgerechnet in der Toskana erholt sich der Herausforderer, in einem italienischen Landstrich also, der so gar nicht als Lieblingsrevier asketischer Machtmenschen gilt. Ganz im Gegenteil: Weil die frugale Gegend mit ihren berühmten Rotweinen für die andauernde Lebensgier der Spät-68er in der rot-grünen Regierung stand, wurde sogar der Begriff der „Toskana-Fraktion“ geprägt.

Frage: Gehört nun auch Stoiber zur Toskana-Fraktion? Antwort: So wenig wie Jürgen Trittin zur Ballermann-Fraktion gehört. Der Umweltminister nämlich, der beim Bush-Auftritt auf der Regierungsbank fehlte, war vor acht Tagen mit dem Urlaubsflieger nach Mallorca gestartet. Schwarze in der Toskana, Grüne auf Mallorca – an was soll man sich nur halten, wenn die letzten Gewissheiten deutscher Politik einfach über den Haufen geschmissen werden? Hans Monath

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