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Politik: Links und schrullig

Robert Shrum beriet schon sieben Demokraten – diesmal kämpft er für Kerry

Sein Beruf: Berater. Seine Firma, die Shrum Devine Donilon, setzt viele Millionen Dollar um. Seine Klienten sind zahlreich. Robert Shrum, der Mann an der Seite von John Kerry, hat für nicht weniger als sieben demokratische Präsidentschaftskandidaten gearbeitet, für ein Drittel der demokratischen Senatoren, hat Tony Blair beraten, Ehud Barak und die Präsidenten von Irland, Kolumbien und Bolivien. Sein Manko: Kein USDemokrat, der in den vergangenen drei Jahrzehnten Präsident werden wollte und sich auf Shrum verließ, hat es geschafft. Wer siegreich war, wie Jimmy Carter und Bill Clinton, kam ohne Shrum aus.

Doch das stachelt den Ehrgeiz des 61-Jährigen an. Auf Kerry, den er seit vielen Jahren kennt, hat der brillante Redenschreiber früh gesetzt. Beide verbindet viel. Sie sind im selben Jahr geboren, katholisch, und sie teilen ein Idol – John F. Kennedy. Shrum half Kerry, dem Senator aus Massachusetts, bereits 1996, eine Wahl zu gewinnen, die als chancenlos galt. Persönlich gilt Shrum als schrullig. Einst war er Kettenraucher, jetzt kaut er Kaugummi, er ist übergewichtig, aber kocht nie, kauft nicht selber ein, weil er leicht abgelenkt ist, lässt ihn seine Frau niemals Auto fahren. Politisch steht er links. Armut, Arbeitsplätze, die da oben, wir da unten: Das sind seine Lieblingsthemen. Er engagiert sich für die Legalisierung der Homo-Ehe, lehnt hohe Verteidigungshaushalte ab.

Jeden Morgen um 7 Uhr 30 beginnt die Strategiekonferenz. Lange Zeit trat Shrum vehement dafür ein, die Kerry-Kampagne fast ausschließlich um soziale und wirtschaftliche Fragen kreisen zu lassen. Erst vor wenigen Wochen sah er ein, dass die meisten Amerikaner eine andere Agenda haben: Terrorismus, Sicherheit, Irakkrieg. Shrum schwenkte um. Seitdem greift Kerry den Amtsinhaber auf dessen ureigenem Terrain an. Kam die Kurskorrektur zu spät? Reicht die Zeit aus, um eine Mehrheit von der Notwendigkeit des Wechsels zu überzeugen? Shrum bleibt Optimist. In den letzten Tagen aufzuholen, sei psychologisch besser, als wochenlang in den Umfragen zu führen, sagt er. Die Dynamik sei entscheidend – und Kerry am besten, wenn er knapp hinten liege. mal

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