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Politik: Lösung im Streit um Holocaust-Mahnmal zeichnet sich ab

BERLIN (cl/gru/tib/AX/mal/rvr/cl).Im Streit um das Holocaust-Mahnmal in Berlin zeichnet sich eine Lösung ab.

BERLIN (cl/gru/tib/AX/mal/rvr/cl).Im Streit um das Holocaust-Mahnmal in Berlin zeichnet sich eine Lösung ab.Wie der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Michael Naumann (SPD), dem Fraktionsvorstand der SPD-Bundestagsfraktion berichtete, ist der New Yorker Architekt Peter Eisenman bereit, seinen Entwurf für das Mahnmal umzuarbeiten.Das aus etwa 2700 Betonsäulen bestehende Stelenfeld soll auf etwa 1500 Säulen reduziert werden.Auf dem freiwerdenden Raum des Geländes soll ein Haus entstehen, in dem Raum ist für die von Naumann vorgeschlagenen Einrichtungen: das Leo-Baeck-Institut, eine Bibliothek und ein Genozid-Forschungsinstitut.Eisenman sprach im Tagesspiegel-Interview nicht von einem Kompromiß, sondern von einer Verbesserung seines Vorschlags: "Es bleibt bei der Größe des Gesamtareals.Ein Gebäude ist integriert." Das Modell will er an diesem Wochenende den Fraktionen vorstellen.

SPD-Fraktionschef Struck betonte, diese Lösung entspreche weitgehend dem Vorschlag von Naumann für eine Gedenkstätte, die dieser als Alternative zum Mahnmal vorgeschlagen hatte.Der Bundestag werde vor der Sommerpause entscheiden, und die Grundsteinlegung könne noch in diesem Jahr stattfinden.Nach Strucks Angaben ist geplant, daß ein Entwurf des neuen Konzepts am Sonntag in Berlin "intern", am Dienstag vor der Fraktion in Bonn vorgestellt wird.Am Mittwoch wird Bundestagspräsident Thierse mit den Fraktionsvorsitzenden über das Verfahren beraten.

Nach Strucks Angaben wird es Fraktionsabstimmungen nicht geben, jeder Abgeordnete wird frei entscheiden.Thierse wird sich nach Strucks Angaben einen Beratungskreis schaffen, an dem der Förderkreis sowie der Berliner Senat beteiligt sein werden.Ein Vetorecht habe der Senat indes nicht.

Der Regierende Bürgermeister Diepgen reagierte zurückhaltend.Er sei für die Verbindung von Information und Mahnmal, doch seien ihm und dem Senat die neuen Pläne noch unbekannt.Die Entscheidung werde nicht ohne das Berliner Votum ergehen können, betonte Diepgen.Er erwarte eine Vorlage der Bundesregierung und dann die Abstimmung mit dem Senat.Er kündigte an, daß er am Mittwoch an der Debatte der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag zur Mahnmalfrage seinen Standpunkt erläutern werde.Diepgen hatte sich stets gegen den bisherigen Eisenman-Entwurf und gegen den geplanten Standort am Brandenburger Tor ausgesprochen.Statt dessen hatte er das Gelände Topographie des Terrors und das Jüdische Museum vorgeschlagen.Ein Gespräch zwischen Diepgen und Naumann ist für Ende des Monats geplant.

Der Berliner SPD-Fraktionschef Klaus Böger begrüßte dagegen den Vorschlag, "die ursprüngliche Mahnmal-Konzeption mit der Gedenkstätten-Idee zu verbinden".Dies sei der richtige Schritt, einen "Ort der aktiven Erinnerung zu schaffen".Böger sprach sich energisch dafür aus, daß es beim Standort am Brandenburger Tor bleibt und forderte eine rasche Entscheidung durch den Bundestag.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, kommentierte am Freitag gegenüber dem Tagesspiegel die Einigung zwischen Michael Naumann und Peter Eisenman mit den Worten: "Ich habe die Entscheidung über das Holocaust-Mahnmal ohnehin stets anderen überlassen.Und wenn sie nun so entscheiden, dann haben sie so entschieden.Ich kann auch damit leben."

Die Initiatorin des "Denkmals für die ermordeten Juden Europas", Lea Rosh, begrüßte indes die Einigung zwischen Eisenman und Naumann."Ich kenne das neue Konzept in seinen Einzelheiten zwar noch nicht, aber es scheint sich damit endlich ein Kompromiß abzuzeichnen", sagte Frau Rosh am Freitag dem Tagesspiegel.Allerdings müsse in dem neuen Entwurf der Charakter des Denkmals "eindeutig und unmißverständlich" erhalten bleiben.

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