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Machtkampf bei Volkswagen: Krisentreffen beendet - VW-Aufsichtsräte wollen sich Freitag erklären

Hinter verschlossenen Türen hat der Kern des VW-Aufsichtsrates in Salzburg getagt, um einen Weg aus der Führungskrise zu finden. Das Treffen ist beendet. Ein Ergebnis ist aber nicht bekannt. An diesem Freitag gibt der Konzern eine Erklärung ab.

In der Führungskrise beim Autokonzern Volkswagen will das Präsidium des VW-Aufsichtsrates an diesem Freitag nach dpa-Informationen eine Erklärung abgeben. Das werde „im Laufe des Tages“ geschehen, zum Inhalt wurde nichts bekannt. Das Präsidium stellt mit seinen sechs Personen den Kern des 20-köpfigen Kontrollgremiums und hatte am Donnerstag in Salzburg getagt.

Im VW-Machtkampf zeichnet sich keine schnelle Lösung ab. Am Donnerstag kam der engste Kreis des Aufsichtsrats zu Beratungen über Wege aus der Führungskrise zusammen. Das sechsköpfige Präsidium des Aufsichtsrates traf sich im österreichischen Salzburg. Medienberichten zufolge wurde das Treffen am Abend beendet, auch der dpa wurde dies in Kreisen bestätigt. Ergebnisse wurden jedoch zunächst nicht bekannt. Das Sondertreffen hatte nach dpa-Informationen gegen 15.00 Uhr begonnen und sich länger hingezogen als zunächst angenommen. Mit von der Partie war auch VW-Chef Martin Winterkorn.

Winterkorn will kämpfen

Nach der öffentlichen Attacke von VW-Patriarch aus Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch dürfte es bei dem Treffen um Winterkorns berufliche Zukunft bei VW gegangen sein. Der 67-Jährige will laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) um eine Verlängerung seines 2016 auslaufenden Vertrags kämpfen. Vor knapp einer Woche war Piëch im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ öffentlich „auf Distanz zu Winterkorn“ gegangen und hatte ihm damit das Vertrauen entzogen.

Nachdem Winterkorn am Vormittag noch zwei VW-Werke in Niedersachsen besucht hatte, sagte er einen Termin in der Politik am Nachmittag ab - und flog wie auch Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (SPD), der Mitglied im Präsidium ist, nach Österreich. Das Bundesland Salzburg ist nicht nur die Heimat von Piëch, auch der Familiensitz der Porsches befindet sich dort. Außerdem hat der größte Autohändler Europas, die Porsche Holding Salzburg, seinen Sitz in Salzburg.

Winterkorn galt als erster Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrates

Das Präsidium ist mit seinen sechs Mitgliedern der Kern des 20-köpfigen Aufsichtsrats und bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor. Das Sextett bilden: Ferdinand Piëch (Vorsitz), Berthold Huber von der IG Metall (Vize-Vorsitz), VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh, der Sprecher des Porsche-Familienzweigs Wolfgang Porsche, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sowie der Osterloh-Vize Stephan Wolf.

Winterkorn galt bis zur Piëch-Attacke als erster Nachfolger des VW-Patriarchen an der Spitze des Aufsichtsrates. Neben der Distanz-Ansage zitierte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Piëch auch mit den Worten: „Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen.“ Damit schien nicht nur ein Wechsel an die Spitze des Kontrollgremiums unmöglich, sondern auch Winterkorns weiterer Verbleib im Vorstand zumindest fraglich. Während sein Vorstandsvertrag Ende 2016 ausläuft, ist Piëch bis zum Frühjahr 2017 als Aufsichtsratschef gewählt.

Mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat und den zwei Vertretern des VW-Großaktionärs Niedersachsen auf der Kapitalseite sprach sich eine Allianz öffentlich für Winterkorn aus. Doch in der Führungskrise geht es möglicherweise nicht ums Stimmenzählen der Mandate im Aufsichtsrat. Übereinstimmend sagen Insider, dass eine offene Frontenbildung im Aufsichtsrat gegen Piëch eher unwahrscheinlich ist.

Wolfgang Porsche ist im Präsidium der Sprecher des Familienzweigs der Porsches, der zusammen mit den Piëchs die Stimmenmehrheit an VW hält. Porsche hatte Ferdinand Piëchs vernichtendes Zitat zunächst als „Privatmeinung“ zurückgewiesen. Die Aussage sei nicht abgestimmt gewesen.

Unter Winterkorns gut achtjähriger Ägide - er wurde 2007 Konzernchef - verdoppelte sich der Umsatz des Konzerns, der Gewinn stieg sogar noch deutlich stärker. Bei seinem Amtsantritt zählte der Konzern 329 000 Mitarbeiter. Heute sind es, auch dank vier neuer Marken, fast 600 000 Menschen. (dpa)

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