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Politik: Machtkampf in Jugoslawien: Eine schnelle Antwort aus Moskau

Die Antwort aus Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war die Demonstration in Belgrad am Donnerstag eskaliert, kaum waren die ersten Nachrichten vom Sturm auf das Parlamentsgebäude zu lesen, warnte Präsident Waldimir Putin: Wenn die "Entwicklungen der vergangenen Tage" nicht gestoppt würden, könnte dies "schwer wiegende Konsequenzen nicht nur für Jugoslawien" haben, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax aus einem Brief Putins an den russischen Parlamentspräsidenten Gennadi Selesnjow.

Die Antwort aus Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war die Demonstration in Belgrad am Donnerstag eskaliert, kaum waren die ersten Nachrichten vom Sturm auf das Parlamentsgebäude zu lesen, warnte Präsident Waldimir Putin: Wenn die "Entwicklungen der vergangenen Tage" nicht gestoppt würden, könnte dies "schwer wiegende Konsequenzen nicht nur für Jugoslawien" haben, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax aus einem Brief Putins an den russischen Parlamentspräsidenten Gennadi Selesnjow. Er, Putin, rufe zum Ende der Proteste gegen das Ergebnis der jugoslawischen Präsidentschaftswahl auf.

Zuvor hatte er das Angebot wiederholt, zwischen Milosevic und Oppositionsführer Kostunica zu vermitteln. Beobachter gingen davon aus, dass mit der Entscheidung des jugoslawischen Verfassungsgerichtes sich Moskaus Chancen auf Vermittlung auch erhöht hätten. Doch seit den gestrigen Vorfällen dürfte die Belgrader Opposition noch weniger Lust haben, sich an einen Tisch mit Milosevic zu setzen.

Wirtschaftliche Folgen

Immerhin hatte Putin beide Kontrahenten ausdrücklich nur als "Kandidaten für die Stichwahl" eingeladen. Damit, so die kritische Tageszeitung "Sewodnja", habe der Kreml de facto die Ergebnisse des ersten Wahlgangs am 24. September anerkannt. Nicht ganz zu Unrecht bezichtigte Kostunica daher Moskau am Donnerstag sogar, mit Milosevic zu kokettieren und die Krise für innenpolitische Ziele auszuschlachten. Obwohl Milosevic Moskau schon während der Kosovo-Krise im letzen Jahr mehr als einmal düpierte, möchte der Kreml ungern mit ihm brechen. Nach dem Fall der UN-Sanktionen, so fürchtet der Kreml, könnte der Westen Russland vom jugoslawischen Markt fegen.

Das umfangreiche russisch-jugoslawische Programm zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit hätte sich dann ebenso erledigt wie Hoffnungen auf Flottenstützpunkte in der montenegrinischen Adria. Eben diese Zwänge veranlassten Moskau im Mai offenbar, Milosevics Verteidigungsminister Dragoljub Ojdanic, gegen den das Internationale Tribunal in Den Haag ein Verfahren wegen Kriegsverbrechen eingeleitet hat, als Staatsgast auf höchste Ebene herumzureichen.

Kostunica, Zoran Djindjic und Vuk Draskovic dagegen bemühten sich fast zeitgleich vergeblich um eine Audienz bei Russlands Außenminister Iwanow. Der entschuldigte sich mit terminlichen Engpässen und frühstückte die Demokraten mit einem Stellvertreter ab. "Das wird das serbische Volk nach dem unvermeidlichem Abgang von Milosevic noch lange in Erinnerung behalten", sagte Kostunica damals enttäuscht.

Erholungsurlaub in Russland

Damit nicht genug. Wenige Wochen vor der Wahl unterzeichneten Russland und Jugoslawien ein Abkommen über den zollfreien Warenverkehr, was für die Belgrader Opposition ebenfalls auf Unterstützung für den Potentaten hinausläuft. Vorletzte Woche gar, soll, wie die Wochenzeitung "Moskowskije nowosti" (MN) schreibt, unter großem Geheimhaltungsaufwand Milosevics Ehefrau Mirjana Markovic zu einem "Erholungsurlaub" in Russland eingeschwebt sein.

Zwar dementierte Moskaus Außenamt, das Blatt will dennoch erfahren haben, Markovic habe vorgefühlt, ob der Kreml bereit sei, dem Ehepaar Asyl zu gewähren. Ähnliches scheint auch die Hauptanklägerin des Haager Tribunals, Carla del Ponte zu befürchten. Sie hat sich noch für diesen Monat zu Besuch in Moskau angesagt. Die Tagesordnung ist bisher geheim. "MN" will jedoch erfahren haben, del Ponte wolle ihre alten Bekannten ausdrücklich vor dem Abenteuer warnen, Milosevic, gegen den das Haager Tribunal in Abwesenheit ebenfalls verhandelt, Asyl zu gewähren.

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