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Politik: Machtwechsel: "Zeit zu heilen und Zeit zu bauen"

Auf den Philippinen scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Die am Samstag nach dem Rücktritt von Joseph Estrada vereidigte Gloria Macapagal-Arroyo ist die zweite Präsidentin des Inselstaates. Sie tritt in die Fußstapfen von Corazon Aquino, die 1986 den Machthaber Ferdinand Marcos ablöste.

Auf den Philippinen scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Die am Samstag nach dem Rücktritt von Joseph Estrada vereidigte Gloria Macapagal-Arroyo ist die zweite Präsidentin des Inselstaates. Sie tritt in die Fußstapfen von Corazon Aquino, die 1986 den Machthaber Ferdinand Marcos ablöste. Auch Marcos war unter dem Druck von Hunderttausenden Demonstranten zurückgetreten; sie warfen ihm Wahlfälschung vor. Auf die Parallelen zwischen Macapagal-Arroyo und Aquino hatten die Anhänger der neuen Präsidentin in den vergangenen Monaten immer wieder hingewiesen.

Macapagal-Arroyo zitierte nach ihrer Vereidigung aus der Bibel und erklärte, das politische System des Landes müsse reformiert werden. Außerdem versicherte sie, sie wolle auf das dringlichste Problem eingehen, die weit verbreitete Armut. "Jetzt ist, wie die Bibel sagt, die Zeit zu heilen und die Zeit zu bauen", sagte Macapagal-Arroyo vor Tausenden ihrer Anhänger. Sie fühle Beklommenheit und Ehrfurcht. Die 54-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin war auf der Universität Georgetown eine Kommilitonin von Bill Clinton, der am Samstag als Präsident der USA aus dem Amt schied.

Unter Macapagal-Arroyos Führung formierte sich die Oppositionsbewegung gegen Estrada, deren Mitglieder unterschiedlicher nicht sein könnten: Geschäftsleute fanden sich neben Gewerkschaftsaktivisten und radikalen Kommunisten wieder. Sie einte der Kampf gegen Estradas Missmanagement und fragwürdige Moral und nicht die Begeisterung für Macapagal-Arroyo. Diese steht jetzt vor der schwierigen Aufgabe, ihre Bewegung zusammenzuhalten und eine politische Kultur zu verändern, in der Beziehungen mehr zählen als persönliche Qualifikationen.

Trotz einiger Fehler in den vergangenen Wochen zweifelte jedoch niemand den Führungsanspruch von Macapagal-Arroyo an. Macapagal-Arroyo ist die Tochter des ehemaligen philippinischen Präsidenten Diosdado Macapagal. Sie verwies darauf, dass während der Amtszeit ihres Vaters zu Beginn der 60-er Jahre der Aufschwung des Landes in Asien nur von dem Japans übertroffen wurde.

Dirk Beveridge

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