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Politik: Mazedonien: Hoffnung auf einen neuen Holbrooke

Der US-Sondergesandte James Pardew hat nach seiner Ankunft in Skopje am Montag die Vermittlungsbemühungen offiziell aufgenommen. Gewalt und militärische Mittel könnten keinen Ausweg bringen, mahnte der Emissär an die Adresse der albanischen Rebellen und der Regierungstruppen.

Der US-Sondergesandte James Pardew hat nach seiner Ankunft in Skopje am Montag die Vermittlungsbemühungen offiziell aufgenommen. Gewalt und militärische Mittel könnten keinen Ausweg bringen, mahnte der Emissär an die Adresse der albanischen Rebellen und der Regierungstruppen. Nach einem ersten Treffen mit Mazedoniens Präsidenten Boris Trajkovski bekräftigte er jedoch die westliche Position, wonach die Rebellen keine Gesprächspartner bei der Suche nach einer Lösung sein könnten.

Die Tageszeitung "utrinski vesnik" feiert James Pardew bereits als "neuen amerikanischen Holbrooke". Richard Holbrooke war während der Clinton-Ära Balkan-Sondergesandter und gilt als Architekt des Friedensabkommens von Dayton. Nach dem Regierungswechsel in Washington und mehrmonatiger Abwesenheit auf dem Balkan melden sich die USA mit James Pardew wieder zurück. Die Europäische Union hatte in der Zwischenzeit die Initiative bei den Vermittlungsbemühungen praktisch alleine übernommen, und EU-Chefdiplomat Javier Solana musste fast wöchentlich zur Krisenintervention nach Skopje pendeln. Seit der vergangenen Woche ist jedoch auch die EU mit dem Franzosen François Léotard vor Ort mit einem Emissär vertreten.

Nach dem kurzen Intermezzo des EU-Alleingangs sind nun Europäer und die USA wie schon während der Konflikte in Kosovo oder Bosnien wieder parallel aktiv. Als ehemaliger Verteidigungsminister während des Bosnien-Krieges kann Léotard zwar auch auf Balkan-Erfahrung zurückblicken. Der Franzose ist allerdings noch vor dem Einstand in einen großen Fettnapf getreten. In einem Interview vor der Ankunft in Mazedonien legte er der Regierung in Skopje Gespräche mit den bewaffneten Albanern der so genannten Nationalen Befreiungsarmee (UCK) nahe. Die slawisch dominierte Regierung hätte den EU-Sondergesandten um ein Haar zur unerwünschten Person erklärt.

James Pardew als langjährigem Balkanexperte im Dienste des US-Außenministeriums dürfte ein ähnlicher Fauxpas nicht passieren. Ob die parallelen Vermittlungsbemühungen mehr Erfolg bringen werden als in Bosnien oder im Kosovo, ist derzeit nicht absehbar. Der von der internationalen Gemeinschaft angeordnete politische Dialog ist schon seit Tagen blockiert. Am Wochenende ist es im Westen des Landes in der Region von Tetovo zu neuen Zusammenstößen zwischen albanischen Rebellen und den Regierungstruppen gekommen, wobei ein 20-jähriger Soldat getötet wurde. Nach mazedonischen Angaben haben die UCK-Kämpfer zudem einen älteren Zivilisten getötet und die Bevölkerung mehrerer mehrheitlich slawischer Dörfer in der Region zur Flucht gezwungen. Auch im Norden bei Kumanovo meldet die Armee neue Angriffe der albanischen "Terroristen". Innerhalb des mazedonischen Blocks geht inzwischen der Konflikt um die Mobilisierung von Polizeireservisten in eine neue Runde. Im Kreuzfeuer der Kritik steht vor allem der Hardliner Ljube Boskovski, dessen Innenministerium Waffen auch an einschlägig bekannte Kriminelle verteilt haben soll.

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