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Frankreich-Besuch: Merkel trifft sich mit Chirac

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zu Konsultationen mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac in Paris eingetroffen. Es wird unter anderem um Chiracs umstrittene Atom-Drohung gehen.

Paris - Mit einem Rundgang durch die Ausstellung "Die Pracht des sächsischen Hofes. Dresden in Versailles" wollten Chirac und Merkel als erstes diese Schau mit etwa 300 kostbaren Exponaten im Château de Versailles eröffnen.

Unterschiedliche Auffassungen zur Europapolitik, das iranische Atomprogramm und ein möglicher EU-Militäreinsatz in Kongo dürften auf dem informellen Gipfel in der Präfektur von Versailles angesprochen werden. Die Opposition hat Merkel aufgefordert, sich bei dem Besuch in Paris von der umstrittenen Drohung Frankreichs mit einem Atomschlag gegen Staaten, die Terrorismus betreiben und Frankreichs vitale Interessen bedrohen, abzugrenzen.

Die Vorbereitung des EU-Gipfels im März zu Wirtschafts- und Sozialfragen und im Juni zur Zukunft der EU-Verfassung standen nach Angaben des Elysée-Palastes offiziell im Mittelpunkt der Treffens. Der 25. informelle Gipfel seit 2001 in dem deutsch-französischen "Blaesheim-Prozess" endet am Abend mit einem Arbeitsessen.

Das deutsch-französische Tandem sei aus dem Tritt, weil Chirac wegen des Neins der Franzosen zur EU-Verfassung "das europäische Ehedomizil verlassen hat", meinte die Pariser "Libération" am Montag. "Das deutsch-französische Paar läuft Gefahr, noch lange einen Eheberater zu brauchen." Zitiert wird von der Zeitung ein Diplomat, der von dem "Ungleichgewicht zwischen einem Mann, der geht, und einer Frau, die ankommt" spricht. Da viele Chirac vor den Wahlen 2007 auf dem Abstellgleis sähen, gebe es zwischen Berlin und Paris Lethargie.

Grünen-Chefin Claudia Roth hat "deutliche Worte" von Merkel wegen der französischen Atomwaffendrohung gegen Terrorstaaten gefordert. Die Äußerungen Chiracs würden auch als eine Drohung gegenüber Teheran verstanden, sagte Roth in Berlin. "Der Streit mit Iran kann weder mit nuklearen Drohungen noch mit sonstigen Drohgebärden gewonnen werden." Der internationale Gerichtshof habe 1996 klargestellt, dass die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen völkerrechtswidrig sei. Auch FDP und Linkspartei hatten sich von Chiracs Äußerungen distanziert. (tso/dpa)

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