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Politik: Militärmachthaber verzichten auf Todesstrafe für Pakistans gestürzten Premier

Der vom Militär gestürzte pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif ist wegen "Flugzeugentführung und Terrorismus" zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Richter Rehmat Jafri verzichtete auf die Todesstrafe, die der Staatsanwalt gefordert hatte.

Der vom Militär gestürzte pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif ist wegen "Flugzeugentführung und Terrorismus" zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Richter Rehmat Jafri verzichtete auf die Todesstrafe, die der Staatsanwalt gefordert hatte. In den Anklagepunkten Mordversuch und Geiselnahme sprach er Sharif frei. Auch Sharifs Bruder Shahbaz und fünf enge Vertraute wurden am Donnerstag freigesprochen. US-Präsident Bill Clinton hatte Militärmachthaber Pervez Musharraf aufgefordert, Sharif (50) nicht hinzurichten.

Beobachter äußerten die Ansicht, das Urteil komme Musharraf gelegen. Er könne den Schuldspruch gegen Sharif als Rechtfertigung für seinen Putsch im vergangenen Oktober interpretieren, entgehe aber weltweiten Protesten, die im Falle eines Todesurteils laut geworden wären. Der Freispruch für seinen Bruder liefere Sharif jedoch gute Argumente für eine Berufung, meinten Experten. Seine Anwälte und auch die Staatsanwaltschaft kündigten Revision an.

Die Ankläger hatten Sharif vorgeworfen, dem Flugzeug, in dem Musharraf am 12. Oktober nach Pakistan zurückkehrte, die Landung verweigert zu haben. Das sei Flugzeugentführung gewesen. Außerdem habe der Maschine mit 199 Menschen an Bord der Absturz wegen Treibstoffmangels gedroht. Daraus leitete sich der Anklagepunkt des Mordversuchs ab.

Das Gericht ordnete in seinem Urteil auch an, das Eigentum Sharifs zu konfiszieren und die Passagiere, die unter der Umleitung des Flugzeugs gelitten hatten, zu entschädigen. Sharif durfte nach dem Urteil seine Familie sehen und sollte dann seine Strafe antreten.

Der Machtkampf zwischen Musharraf und Sharif ging auf den indisch-pakistanischen Kaschmir-Konflikt zurück. Sharif hatte im vergangenen Jahr auf Druck der USA den Rückzug pakistanischer Freischärler aus dem indischen Teil Kaschmirs befohlen und damit den Zorn der Armee erregt. Premier Sharif entließ Armeechef Musharraf am 12. Oktober vorigen Jahres. Unmittelbar danach versuchte die Armee, den staatlichen Fernsehsender zu besetzen. Elitetruppen verhinderten dies auf Befehl Sharifs. Nachdem die Maschine, in der Musharraf aus dem Ausland zurückkehrte, keine Landeerlaubnis erhalten hatte, übernahm das Militär den Flughafen und setzte Sharif fest.

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