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Politik: Mindestens 50 Tote nach Kämpfen in Pakistan

Im Grenzgebiet zu Afghanistan greifen Islamisten die Armee an. Medien berichten von mehr als 100 toten Extremisten

Islamabad/Neu-Delhi - Während des ersten Besuchs von US-Präsident George W. Bush in Pakistan sind bei schweren Kämpfen im Grenzgebiet zu Afghanistan mindestens 50 Menschen getötet worden. Ein Armeesprecher sagte am Sonntag, 46 mutmaßliche Terroristen und vier Soldaten seien bei den Gefechten am Vortag gestorben. Pakistanische Medien berichteten dagegen von mehr als 100 Toten. Augenzeugen sagten, hunderte Menschen seien aus der Region geflohen. Bush hatte am Samstag in Islamabad zu verstärkter Anstrengung im Kampf gegen den internationalen Terrorismus ausgerufen. Er war am Samstagabend wieder aus Pakistan abgereist.

Die britische BBC berichtete, die Kämpfe hätten am Samstagmorgen begonnen, als eine Gruppe von über 100 Bewaffneten einen kleinen Militärposten angegriffen habe. Die Gefechte hätten sich schnell auf den größten Ort in Nordwasiristan, Miran Schah, ausgeweitet. Dort hätten hunderte Bewaffnete versucht, das Hauptquartier der Armee zu stürmen. Augenzeugen sagten, Extremisten hätten zahlreiche Militärposten in Brand gesteckt. Die Zeitung „The News“ schrieb, die Streitkräfte hätten Hubschrauber, Flugzeuge und schwere Artillerie eingesetzt. Die Kämpfe waren am Samstag erst nach dem Bush-Besuch von der Armee bekannt gegeben worden.

Augenzeugen sagten, Tausende islamistischer Kämpfer hätten sich in den von den Bewohnern verlassenen Häusern verschanzt. Die Extremisten bekämen Verstärkung aus dem benachbarten Südwasiristan. Aus der Armee hieß es, am Sonntag sei es in der Region ruhig geblieben. Der Angriff der Extremisten war offenkundig ein Vergeltungsschlag für eine Antiterroroperation gegen ein mutmaßliches Ausbildungslager von Al-Qaida-Anhängern, bei der am Mittwoch bis zu 45 Menschen getötet worden waren. Dieser Einsatz wiederum, so die Einschätzung von Beobachtern, sollte vor dem Bush-Besuch das Engagement der Regierung im Antiterrorkampf demonstrieren.

Nordwasiristan ist seit längerem ein Brennpunkte der Aktivitäten von Taliban-Kämpfern im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan. Nach der von den USA geführten Invasion in Afghanistan und dem Sturz des Taliban-Regimes in Kabul 2001 waren viele Taliban und Al-Qaida-Kämpfer nach Nordwasiristan geflüchtet. Dort sind Zehntausende pakistanischer Soldaten stationiert. Die Regierung in Kabul wirft Islamabad immer wieder vor, dass Terroristen von Pakistan aus Ziele in Afghanistan angreifen.

Beim Besuch George W. Bushs in Neu- Delhi hatten sich Indien und die USA am Donnerstag auf ein als historisch bezeichnetes Atom-Abkommen geeinigt. Musharraf dagegen verwehrte Bush ein solches Angebot. Das dürfte die Position des pakistanischen Präsidenten im eigenen Land schwächen, der bereits wegen seiner Kooperation mit den USA im Antiterrorkampf kritisiert wird.

Nach mehr als 30-jährigem Boykott wollen die USA als erstes Land der Welt wieder Atomtechnologie und Nuklearmaterial zur zivilen Nutzung an Indien liefern. Nach dem Atom-Abkommen mit den USA hat Indiens Premier Manmohan Singh auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine Zusammenarbeit im zivilen nuklearen Bereich gesprochen. Der indische Sender NDTV berichtete am Sonntag, die beiden Regierungschefs hätten am Samstagabend telefoniert. Auch Frankreich hat Interesse an einer Kooperation mit Indien.

Der US-Kongress muss dem indisch-amerikanischen Pakt allerdings noch zustimmen. Weder Indien noch Pakistan haben den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. Auch republikanische Kongressabgeordnete sind deshalb gegen den Pakt. dpa/Tsp

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