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Politik: Mit DDR-Ergebnis

Thüringens SPD wählt Matschie zum Spitzenkandidaten

Die linke Hand steckt lässig in der Hosentasche. Mit dem Zeigefinger der rechten Hand pickt Christoph Matschie an wichtigen Stellen seiner Rede in die Luft hinein. Die Geste hat sich Thüringens SPD-Landeschef von Gerhard Schröder abgeschaut. Und auch politisch empfahl er sich am Samstag auf dem Landesparteitag der SPD in Erfurt für die anstehende Wahl des SPD-Bundespräsidiums als ein Mann des Kanzlers.

Rund eine Stunde Zeit nahm sich der 42-jährige Theologe aus Jena, um die Delegierten für sich und die Berliner Politik zu gewinnen. Es ist ihm gelungen – mit 99,8 Prozent wurde er in das Amt des Spitzenkandidaten seiner Partei für die Landtagswahlen im kommenden Juni gewählt. Mit diesem Ergebnis der in der Vergangenheit manchmal streitlustigen Thüringer SPD hatten selbst enge Mitarbeiter des Landesvorsitzenden im Vorfeld nicht gerechnet.

Doch Matschie hielt eine gute, eine geschickte Rede. Kämpferisch warb er für die Sozialreformen auf Bundesebene. Er erteilte dem Neoliberalismus eine Absage, indem der den ungezügelten Kräften des Marktes und der „Reduzierung der Gesellschaft auf eine bloße Einnahme- und Ausgabenrechnung“ ausgerechnet die Agenda 2010 als sozialpolitischen Gegenentwurf präsentierte. Es war eine Rede, in der das Wort Gerechtigkeit oft und das Wort Arbeitslosigkeit nie vorkam. Nachdem er auf Bundesebene immer mal wieder als Hoffnungsträger gehandelt wird, ist Matschie nun auch endlich die unumstrittene Nummer eins in Thüringen. Selbst sein alte Dauer-Rivale und Ex-Landeschef Richard Dewes reichte ihm demonstrativ die Hand zur Versöhnung.

Für das obligatorische Pressefoto wurde Matschie dann auch ein Fußball („Wir brauchen einen geschlossenen Mannschaftsauftritt“) sowie ein Trikot mit der Aufschrift: „Matschie – Nummer 1“ auf die Tribüne gereicht. Die Landes-SPD sähe ihren Spitzenkandidaten gerne als Stürmer in dem anstehenden Wahlkampf.

Matthias Thüsing[Erfurt]

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