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Die Mittelschicht bleibt in den letzten Jahren stabil

© dpa/Matthias Balk

Analyse der Konrad-Adenauer-Stiftung: Mittelschicht profitiert kaum vom Aufschwung

Laut einer Studie bleibt die Mittelschicht in Deutschland stabil. Doch die realen Einkommen stiegen in den letzten zehn Jahren kaum – trotz des Booms.

Seit Jahren boomt die Wirtschaft in Deutschland, doch die Mittelschicht konnte von diesem Aufschwung kaum profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung in ihrem aktuellen Mittelschichtsbericht. „Die mittleren realen Einkommen der Mittelschicht haben sich nur geringfügig erhöht, und das trotz positiver gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen“, schreiben die Autoren. Auch die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt habe nicht zu einer Stärkung der Mittelschicht geführt.

Die Studie verwendet eine weit gefasste ökonomische Definition: Danach zählt zur Mittelschicht, wer über ein Einkommen zwischen 60 und 200 Prozent des Medianeinkommens verfügt. Wer unterhalb dieser Schwelle liegt, gilt als armutsgefährdet. Median bedeutet, dass jeweils gleich viele Haushalte ein Einkommen haben, das unterhalb oder oberhalb dieses Wertes liegt.

Unterscheidet man nach Haushaltstypen, so zählt heute eine Familie mit zwei Kindern zur Mittelschicht, wenn sie über ein Nettoeinkommen zwischen 2050 und 6830 Euro verfügt. Bei einem Paar mit einem Kind sind es zwischen 1760 und 5850 Euro. Bei einem Single liegt die Untergrenze bei 975 und die Obergrenze bei rund 3250 Euro.

Kritik an Umverteilungspolitik

Die Autoren rechnen vor, dass die Einkommen der Mittelschicht in den Jahren 2005 bis 2015 nur leicht gestiegen seien. Das mittlere Nettoeinkommen, umgerechnet auf einen Erwachsenen – legte von knapp 1600 Euro im Monat auf gut 1700 Euro zu – das war ein Plus von rund 120 Euro in zehn Jahren. Allerdings fiel der Zuwachs auch in der unteren Einkommensschicht gering aus, hier stieg der Wert im selben Zeitraum von 731 auf 775 Euro. In der oberen Schicht stiegen die Einkommen demnach von gut 3800 auf knapp 3950 Euro.

Gleichzeitig kommt die Studie zum Ergebnis, dass die Mittelschicht seit 2005 stabil geblieben sei. Aktuell zählen laut der Definition 77 Prozent der Bevölkerung zur Mittelschicht, diese erwirtschaftet etwa Dreiviertel (74 Prozent) des Gesamteinkommens. Betrachtet man die Zusammensetzung der Mittelschicht, so haben es allerdings bestimmte Gruppen schwer, hier Fuß zu fassen: Wer keinen Bildungsabschluss vorweisen kann, nur geringfügig beschäftigt ist oder einen Migrationshintergrund hat, gehört häufiger als andere der niedrigen Einkommensschicht an. Dies gelte auch für Alleinerziehende, heißt es weiter. So gehörten im Jahr 2015 nur knapp 59 Prozent der alleinerziehenden Eltern der Mittelschicht an, weitere 40 Prozent der unteren Einkommensgruppe. Hier bestehe „Handlungsbedarf“, stellen die Autoren fest.

Sie kritisieren zugleich, dass nach der „schmerzhaften“ Reformpolitik in den Sozialsystemen in den der 2000er Jahren die Politik zuletzt wieder stärker dem Wunsch nach Umverteilungspolitik gefolgt sei. Auch der stellvertretende Unions-Fraktionschef Carsten Linnemann findet es „alarmierend“, dass für die Mitte des Landes selbst in guten Zeiten ein Vermögensaufbau nicht stattgefunden habe. „Soziale Gerechtigkeit heißt nicht nur, an diejenigen zu denken, die vom Sozialstaat lebten, sondern auch an diejenigen, die diesen finanzieren und überhaupt erst möglich machen“, sagt der CDU-Politiker.

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