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Politik: Möllemann hat doch Erfolg – in Nordrhein-Westfalen

In Warendorf verdoppelt er sein Ergebnis. Sein Landesverband hat wenig Verständnis für die Rüge aus Berlin. Ganz vorn aber: die SPD

Von Jürgen Zurheide, Düsseldorf

Als die erste Hochrechnung über die Bildschirme flimmert, entlädt sich ein Platzregen über die Düsseldorfer Rheinpromenade. Während die Gesichter vieler Liberaler Entsetzen spiegeln, kippt ein Becher mit gleich drei 18 Prozent Wimpeln um. Helfende Hände versuchen vergeblich, ihn wieder aufzurichten. Dann werden die Zahlen für die FDP eingeblendet; viele bleiben sprachlos angesichts prognostizierter sieben Prozent.

Noch schlimmer wird es, als das erwartete Ergebnis für die Grünen gezeigt wird – da schütteln viele nur den Kopf. „So ist das, die anderen verteidigen Herta Däubler-Gmelin, wir beschimpfen Möllemann“, entfährt es einem FDP-Landtagsabgeordneten.

Wenig später sickert die Rüge des Parteipräsidiums gegen Jürgen Möllemann durch. Burkhard Hirsch, das Urgestein, schimpft mächtig mit Andreas Reichel, dem Schatzmeister, der von Möllemann als möglicher Nachfolger in Stellung gebracht worden ist. Reichel verteidigt seinen Chef: „Das wäre absurd. Das muss ein Bundesparteitag entscheiden.“ Die erste Hochrechnung über das Abschneiden in Nordrhein-Westfalen scheint ihm recht zu geben. Demnach liegen die Sozialdemokraten mit mehr als 42 Prozent weit vorne, die CDU verharrt bei 35 Prozent, die beiden kleinen Parteien liegen mit jeweils 9,3 Prozent gleichauf. In seinem Wahlkreis in Warendorf verdoppelt Möllemann sein Ergebnis sogar auf 9,3 Prozent. Als das FDP-Ergebnis eingeblendet wird, jubeln die Liberalen zum ersten Mal an diesem Abend. Am Ende resümiert einer aus der engeren Parteiführung in Sachen Möllemann: „Das kann er nur noch persönlich entscheiden. Wir werden ihn nicht drängen.“

Zu diesem Zeitpunkt freut man sich bei der CDU darüber, dass es möglicherweise eine hauchdünne Mehrheit in Berlin gibt. „Ich kann mir das FDP Ergebnis nicht erklären“, schüttelt CDU-Generalsekretär Herbert Reul den Kopf. Dass die Union an Rhein und Ruhr nur mäßig abgeschnitten hat, kann er ebenfalls nicht erklären.

Die Genossen wissen nicht recht, wie sie reagieren sollen. Harald Schartau, der Landesparteichef, ist früh vor die Kameras getreten und hat zunächst gejubelt. „Wir liegen sechs Prozent über dem Bund“, verschwieg allerdings, dass die SPD vor vier Jahren satte 46 Prozent geholt hatte. Aber in allen von Skandalen betroffenen Städten holten sie die Direktmandate; sowohl in Köln wie in Wuppertal lagen ihre Kandidaten weit vorne. Auch im Ruhrgebiet gewannen die Sozialdemokraten alle Direktmandate und machten vergessen, dass sie bei der Kommunalwahl 1999 auch in ihrem Stammland tief eingebrochen waren.

Die Grünen strotzen nur so vor Selbstbewusstsein. Bärbel Höhn sagt befriedigt: „Ich freue mich, dass die FDP und so ein Spieler wie Möllemann einen auf den Deckel bekommen hat.“

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