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Politik: Mugabe sieht weiße Farmer als "Feinde"

Zweiter Großgrundbesitzer in Simbabwe getötet - Wirtschaft Südafrikas von Konflikt im Nachbarland bedrohtWolfgang Drechsler In Simbabwe spitzt sich der Konflikt um die illegalen Besetzungen von Weißen-Farmen durch regierungsnahe Schwarze weiter zu. Wie der Farmerverband CFU am Dienstag mitteilte, wurde ein weiterer weißer Landwirt von schwarzen Besetzern durch Schüsse getötet.

Zweiter Großgrundbesitzer in Simbabwe getötet - Wirtschaft Südafrikas von Konflikt im Nachbarland bedrohtWolfgang Drechsler

In Simbabwe spitzt sich der Konflikt um die illegalen Besetzungen von Weißen-Farmen durch regierungsnahe Schwarze weiter zu. Wie der Farmerverband CFU am Dienstag mitteilte, wurde ein weiterer weißer Landwirt von schwarzen Besetzern durch Schüsse getötet. Der Zwischenfall ereignete sich in der westlichen Provinz Matabeleland. Martin Olds, Besitzer einer Farm im Gebiet von Nyamandlovu, hatte zunächst über Funk berichtet, dass etwa 100 Veteranen des Unabhängigkeitskrieges (1972-80) auf seinen Grund und Boden eingedrungen seien und ihn angeschossen hätten. Als sich die Angreifer zurückgezogen hätten, sei der Leichnam von Olds entdeckt worden, berichtete der CFU.

Simbabwes Präsident Robert Mugabe hat die weißen Farmer als Feinde des Staates bezeichnet. Im staatlichen Fernsehen sagte Mugabe am Dienstag zum 20. Jahrestag der Unabhängigkeit des afrikanischen Landes, die ganze Gesellschaft sei verärgert. Zuvor hatte der 76-jährige Präsident in seiner Ansprache zum Unabhängigkeitstag eine Bodenreform als notwendig bezeichnet, um das Erbe des Kolonialismus zu überwinden.

Der politische Aufruhr hat die Wirtschaft des früheren Rhodesiens an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Die von den politischen Wirren hinterlassenen ökonomischen Probleme sind allenthalben sichtbar: Sie zeigen sich in einer künstlich gestützten Währung, einer Inflationsrate von fast 60 Prozent, steigenden Auslandsschulden, Engpässen in der Benzin- und Treibstoffversorgung sowie einer Arbeitslosenquote von etwa 50 Prozent.

Schlimmer noch: Die Verzinsung des staatlichen Schuldenbergs hat im letzten Jahr fast ein Drittel des gesamten Staatshaushaltes verschlungen - Mittel, die später bei den Sozialdiensten und der dringend notwendigen Landreform fehlten. Die Sanierung der Staatsfinanzen, vor allem der hoch defizitären Staatsbetriebe, die sich als unersättliche Geldschlucker entpuppt haben, hat sich als spektakulärer Fehlschlag erwiesen. Statistiken weisen aus, dass der Lebensstandard der Menschen seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahre 1980 um rund 20 Prozent gesunken ist. Fast drei Viertel der Bevölkerung leben heute unter der Armutsgrenze.

Zumindest kurzfristig ist angesichts der verfahrenen politischen Lage kaum mit Besserung zu rechen. Daran dürfte auch die von Staatschef Mugabe signalisierte Gesprächsbereitschaft wenig ändern. Zu Wochenbeginn war er überraschend mit Mitgliedern der Commercial Farmers Union (CFU) zusammengetroffen, die mehrheitlich die weißen Großfarmer vertritt, und hatte dabei versichert, im Land wieder Ruhe und Ordnung zu schaffen. Allerdings erklärte sich Mugabe auch bei diesem Anlass noch immer nicht dazu bereit, die schwarzen Kriegsveteranen zum Verlassen der besetzten Farmen zu drängen. Während ein Vertreter der Farmer am Dienstag sagte, er habe den Eindruck gewonnen, Mugabe sei entschlossen, die Lage so schnell wie möglich zu normalisieren, warnten politische Beobachter wie Greg Mills vom Johannesburger Institute for Security Studies vor vorschnellen Schlüssen. Mugabe habe sich zuletzt als unberechenbar erwiesen und selbst Gesetzesbrüche in Kauf genommen. Schon deshalb, so Mills, sollte man seiner Dialog-Bereitschaft mit Vorsicht begegnen. Zudem ordne seine Regierung zurzeit all ihr Streben der Sicherung des eigenen politischen Überlebens unter.

Die Krise in Simbabwe ist aber mehr als nur ein Problem in einem kleineren südafrikanischen Binnenland. Sie strahlt direkt auf die ganze Region aus, vor allem den großen Nachbarn Südafrika. Am Kap wird der Ausstieg der Ausländer aus der Johannesburger Börse (JSE) zumindest teilweise den Vorgängen beim nördlichen Nachbarn angelastet. In London haben einige Experten ihre Kunden bereits davor gewarnt, dass ein Totalkollaps der simbabwischen Wirtschaft spürbare Auswirkungen auf Südafrika haben könne. Auch die plötzliche Kursschwäche des Rands wird von einigen Analysten mit der Entwicklung in Simbabwe erklärt.

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