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Politik: Muslime suchen Moderator

Berlin - Zum Schluss zeigte Nadeem Elyas noch einmal Härte. Als „eine Entwürdigung des Propheten“ wertete der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime die Mohammed-Karikaturen in dänischen Zeitungen.

Von Matthias Meisner

Berlin - Zum Schluss zeigte Nadeem Elyas noch einmal Härte. Als „eine Entwürdigung des Propheten“ wertete der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime die Mohammed-Karikaturen in dänischen Zeitungen. „Ich habe Verständnis für die Empörung in der islamischen Welt.“ Und warnend fügte er hinzu: „Wo die Freiheit, das Heilige anderer Menschen zu beleidigen, zum Allerheiligsten wird, läuft gefährlich etwas schief.“

An diesem Sonntag gibt der 60-jährige Elyas nach gut elf Jahren sein Amt als Chef des Zentralrats ab. Es sei „Zeit für einen Wechsel“, heißt es zur Begründung. Die Versuche, die Integrationsfigur gerade in der jetzigen aufgeheizten Situation zum Weitermachen zu drängen, sind gescheitert. Die Nachfolge ist umkämpft, einen Richtungswechsel will der Zentralrat der Muslime vermeiden. Als „Unverschämtheit“ und „komplette Falschmeldung“ weist der Verband eine Meldung der „Welt am Sonntag“ zurück, in der Ibrahim El Zayat als möglicher Nachfolger von Elyas genannt wird. El Zayat ist Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland, diese Organisation wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Das wäre für den Zentralrat das falsche Signal.

Elyas wollte nie als radikal gelten. Er kämpfte um Anerkennung und Glaubwürdigkeit. Den islamistischen Terror brandmarkte der in Mekka geborene und 1964 nach Deutschland ausgewanderte Verbandschef als „unislamisch“.Elyas pflegte die Rolle als behutsamer Moderator zwischen den Religionen. Er zog dabei immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich – zuletzt im Dezember vorigen Jahres, als er sich für die im Irak entführte Susanne Osthoff als Austausch-Geisel anbot.

Sein Dachverband hat angeblich rund 800 000 der 3,2 Millionen Anhänger des Islam in Deutschland organisiert, was deutlich übertrieben scheint. Das Wirken des Vorsitzenden war oft eine Gratwanderung: Die einen werfen ihm vor, Islamismus nicht klar genug zu verurteilen. Muslime wiederum behaupten, Elyas habe sich zu sehr an die „Welt der Ungläubigen“ angepasst. Seine eigene Bilanz deutet diesen Konflikt an: „Die Muslime in Deutschland und die nichtmuslimische Welt haben sich auseinander gelebt“, sagt er.

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