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Äthiopische Soldaten machen eine Pause in Dansha.

© Eduardo Soteras/AFP

Nach Ablauf eines Ultimatums zur Kapitulation: Äthiopien ordnet finale Militäroffensive gegen Rebellen in Tigray an

Die äthiopische Regierung hat zum Sturm auf die Tigray-Hauptstadt geblasen. Der UN-Generalsekretär und andere rufen zum Schutz der Zivilbevölkerung auf.

Nach dem Ablauf eines Ultimatums zur Kapitulation der Kräfte in der Konfliktregion Tigray hat Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed dort eine finale Militäroffensive angeordnet. Man rufe die Bewohner von Mekelle - der Hauptstadt von Tigray - auf, die Waffen niederzulegen, in ihren Häusern zu bleiben und sich von militärischen Zielen fernzuhalten, teilte Regierungschef Abiy Ahmed am Donnerstag auf Facebook mit.

Man werde sich während der Offensive bemühen, Zivilisten zu schützen. Zuvor waren die äthiopischen Streitkräfte in Richtung Mekelle vorgerückt. Am Sonntag hatte Abiy den Kräften in Tigray ein 72-stündiges Ultimatum zur Kapitulation gesetzt. Der Chef der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), Debretsion Gebremichael, wies das Ultimatum zurück.

Nach Angaben des Ministerpräsidenten kapitulierten aber Tausende Kämpfer. Etliche Stimmen der internationalen Gemeinschaft, darunter UN-Generalsekretär António Guterres, riefen zum Schutze der Zivilbevölkerung auf.

Die Afrikanische Union ernannte drei hochrangige Sondergesandte, die am Mittwoch in Äthiopien eintrafen. Ministerpräsident Abiy hat Vermittlungsangebote jedoch bisher zurückgewiesen.

Hilfsorganisationen warnten erneut vor einer humanitären Katastrophe. „Keine der Kriegsparteien ist gewillt, Hilfsorganisationen Zugang zu den notleidenden Menschen in Tigray zu gewähren“, kritisierten Caritas International, Misereor und die Sternsinger.

Kommunikation zu Menschen im Kampfgebiet ist unterbrochen

Zu den Opfern gehörten ältere Menschen, Schwangere, Kinder und Menschen mit Behinderungen, die nicht fliehen könnten. Zudem sei die Kommunikation mit den Menschen im Kampfgebiet nach wie vor weitgehend unterbrochen.

Abiy erklärte, die Armee werde alles tun, um die Zivilbevölkerung zu schützen und die Regionalhauptstadt Mekelle nicht schwer zu beschädigen. Zugleich kündigte er die Einrichtung eines humanitären Korridors an, um Hilfsgüter zu Notleidenden zu bringen.

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Äthiopiens Regierung hatte vor drei Wochen eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestartet, die in der nördlichen Region Tigray an der Macht ist. Hintergrund des Konflikts sind immer größere Spannungen zwischen Tigray und der Zentralregierung.

Eine Frau läuft mit ihrem Kind in Mekelle an einer bemalten Mauer vorbei.
Eine Frau läuft mit ihrem Kind in Mekelle an einer bemalten Mauer vorbei.

© EDUARDO SOTERAS / AFP

Die TPLF dominierte Äthiopien mehr als 25 Jahre lang, bis Abiy 2018 an die Macht kam und die TPLF hinausdrängte. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht Vertreten und fordern mehr Autonomie. Die TPLF erkennt Abiy nicht an, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.

Hunderte Menschen sind Berichten zufolge bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet worden, zehntausende flohen aus dem Konfliktgebiet in den benachbarten Sudan. Beobachter befürchten, dass sich die Gefechte ausweiten und die ganze Region destabilisieren könnten. Im Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen rund 112 Millionen Einwohnern gibt es etliche ethnische Spannungen, die unter Abiy gestiegen sind. (dpa, AFP, epd)

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