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Politik: Nach dem "Kursk"-Desaster: Laut Norwegen hat Moskau die Helfer belogen

Der Chef des norwegischen Rettungseinsatzes am gesunkenen Atom-U-Boot "Kursk" hat am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen die russischen Stellen gerichtet. Durch zahlreiche Fehlinformationen sei die Rettung der Besatzung stark behindert und auch das Leben der zwölf Taucher aus Norwegen und Großbritannien gefährdet worden.

Der Chef des norwegischen Rettungseinsatzes am gesunkenen Atom-U-Boot "Kursk" hat am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen die russischen Stellen gerichtet. Durch zahlreiche Fehlinformationen sei die Rettung der Besatzung stark behindert und auch das Leben der zwölf Taucher aus Norwegen und Großbritannien gefährdet worden. Die Familien von Opfern der "Kursk"-Katastrophe kehrten unterdessen am Donnerstag von einer Trauerfeier auf See in die Marinebasis Widjajewo zurück. Zahlreiche Angehörige weigerten sich jedoch weiterhin, an Gedenkfeiern teilzunehmen.

Admiral Einar Skorgen, der Oberkommandierender der Nordstreitkräfte in Bodö, bestätigte im Rundfunk, dass er wegen der chaotischen russischen Informationspolitik mehrfach mit dem Abbruch der westlichen Rettungsaktion gedroht habe. Als Beispiel nannte Skorgen die von den zuständigen Stellen in Moskau und Murmansk verbreiteten Meldungen, wonach das Wrack auf dem Meeresgrund mit einer Schlagseite von 60 Grad bei einer Strömungsgeschwindigkeit von zwei bis drei Knoten und völligem Mangel an Sicht gelegen habe. Skorgen sagte: "All das stimmte nicht. Es ist klar, dass die Planung und Durchführung unseres Einsatzes sich völlig anders gestaltet hätte, wenn die Informationen gestimmt hätten." Ebenso habe sich die Behauptung russischer Stellen schnell als falsch erwiesen, dass die hintere Ausstiegluke des U-Bootes völlig verformt und nicht zu öffnen sei.

Die norwegische Tauchergruppe berichtete nach ihrer Abreise vom Unglücksort, dass russische Offiziere ihnen vor den Tauchgängen streng verboten hätten, zu anderen als einer einzigen von neun Sektionen des U-Bootes zu schwimmen. Es sei offensichtlich, dass dahinter der Wunsch gestanden habe, "etwas zu verbergen".

Auch die Nato widersprach der Darstellung des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Hilfsangebote zur Rettung der "Kursk". Das Bündnis habe am 14. August, also zwei Tage nach dem Unglück des Atom-U-Bootes, seine Unterstützung angeboten, sagte ein Nato-Vertreter in Brüssel. Putin dagegen hatte in einem Fernsehinterview gesagt, das erste Hilfsangebot aus dem Ausland sei erst am 15. August eingegangen und von Moskau umgehend akzeptiert worden. Putin hatte sich damit gegen Vorwürfe verteidigt, zu spät ausländische Verstärkung zugelassen zu haben.

Putin lehnte unterdessen die Rücktrittsgesuche des Verteidigungsministers Igor Sergejew und des Oberbefehlshabers der Marine, Admiral Wladimir Kurojedow, ab. Nach Sündenböcken zu suchen, sei nun die "falscheste Antwort", sagte Putin laut dem Fernsehsender RTR.

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