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Nach Rebellenangriff: Ausgangssperre für Sudans Hauptstadt

Nach Kämpfen zwischen sudanesischen Regierungstruppen und einer Rebellenorganisation aus der Krisenprovinz Darfur haben die Behörden am Samstag in der Hauptstadt Khartum eine Ausgangssperre verhängt. Die USA zeigen sich "sehr besorgt" ob der Krise.

Dem staatlichen Fernsehen zufolge gab es im Norden von Omdurman, der Zwillingsstadt von Khartum auf der anderen Seite des Nils, einen Angriff der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM). Die Rebellenbewegung erklärte auf ihrer Website, sie habe den Luftwaffenstützpunkt Wadi Sajjedna im Norden der Hauptstadt eingenommen. Dies ließ sich von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüfen. Auch über Opfer war zunächst nichts bekannt.

Ein Führungsmitglied der sudanesischen Regierungspartei sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Vormarsch der Rebellen sei am Widerstand der sudanesischen Truppen "gescheitert". Es habe sich um einen vom Tschad und seinem Präsidenten Idriss Deby unterstützten "Destabilisierungsversuch" gehandelt, fügte Kamal Obeid vom Nationalkongress, der Partei des sudanesischen Präsidenten Omar el Beschir, hinzu. Die tschadische Regierung bestritt am Samstagabend "jegliche Verwicklung" in den Vorstoß der JEM-Rebellen. Regierungssprecher Mahamat Hissène, zugleich Verkehrsminister, sagte, N'Djamena sei stets für Frieden im Sudan auf dem Weg des Dialogs eingetreten.

Straßen wirken wie ausgestorben

Washington äußerte sich "sehr besorgt" über die Gewalt im Sudan. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Gordon Johndroe, rief die Konfliktparteien im Namen der US-Regierung auf, die Feindseligkeiten einzustellen. "Ruhe und Ordnung" müssten wieder hergestellt werden. Ein Einwohner der nordwestlich von Khartum gelegenen Stadt Omdurman hatte zuvor der Nachrichtenagentur AFP per Telefon gesagt, er höre das Donnern schwerer Artillerie. Die Stadtbewohner hielten sich in ihren Häusern verschanzt. "Wir liegen auf dem Boden, verirrte Kugeln pfeifen um das Gebäude. Meine Frau und die Kinder haben sehr große Angst", fügte er hinzu. Das Strom- und das Telefonnetz seien unterbrochen.

In den wie ausgestorben wirkenden Straßen von Khartum bezog die Armee Stellung, wie Zeugen berichteten. Die Läden waren geschlossen. Die Ausgangssperre galt nach Angaben des Innenministeriums von 17 Uhr Ortszeit (16 Uhr MESZ) bis Sonntag um 6 Uhr (5 Uhr MESZ).

In der sudanesischen Krisenregion Darfur kämpfen seit 2003 Rebellenorganisationen gegen regierungstreue Milizen und Streitkräfte. Dabei kamen nach Angaben internationaler Organisationen 200.000 Menschen ums Leben. Nach jüngsten Schätzungen der Vereinten Nationen könnten sogar bis zu 300.000 meist unbeteiligte Menschen an Krieg, Hungersnöten und Krankheiten gestorben sein. (sf/AFP)

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