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Nahost: EU fordert Erklärung von Olmert

Die Aussage von Premier Ehud Olmert über Israels Atomwaffen hat für erhebliche Aufregung gesorgt. Experten warnen vor gravierenden Folgen eines offiziellen Bekenntnisses.

Berlin - Der finnische Verteidigungsminister Seppo Kääriäinen, der bis zum Jahresende den Vorsitz im EU-Rat der Verteidigungsminister innehat, zeigt sich überrascht über den Zeitpunkt der Äußerungen von Israels Ministerpräsidenten Ehud Olmert über Atomwaffen. "Ich denke, dass sich Herr Olmert noch näher erklären müsste, was diese Information tatsächlich bedeutet", sagte Kääriäinen der "Berliner Zeitung". Vor allem aber hoffe er, "dass das internationale Krisenmanagement, das im Sommer in Libanon begann, ohne Beeinträchtigungen fortgesetzt werden kann".

Olmert hatte Israel in einem Fernsehinterview am Rande seines Deutschland-Besuchs in Berlin in einer Reihe mit Atomwaffenstaaten wie den USA, Frankreich und Russland genannt. Dies war als Eingeständnis dafür gewertet worden, dass Israel Atomwaffen besitzt.

Derweil warnt der Friedensforscher Harald Müller vor gravierenden Folgen für den Nahen Osten, sollte sich Israel offiziell zu seinen Atomwaffen bekennen. In der "Frankfurter Rundschau" bewertet der Geschäftsführer der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) die jüngsten Interviewäußerungen Olmerts allerdings lediglich als "Sprechlapsus" und nicht als Änderung in der offiziellen Politik des Landes.

Ein offizieller Anspruch Israels auf den Status einer Atommacht würde es vielen arabischen Potentaten erschweren, Nuklearambitionen in ihren Ländern weiterhin zu unterdrücken, warnt Müller. Die Folge könnte ein Rüstungswettlauf im Nahen Osten sein. "Ich denke da vor allem an Ägypten", sagte der Friedensforscher der Zeitung. Schon die Debatte über das iranische Nuklearprogramm hätten in Kairo entsprechende Überlegungen befördert. (tso/ddp)

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