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Politik: Nahost-Konflikt: Israel greift Flüchtlingslager an

Israelische Soldaten haben am Mittwochmorgen zum ersten Mal seit Beginn der Unruhen vor sechs Monaten ein Flüchtlingslager auf autonomem palästinensischen Gebiet im Gaza-Streifen mit Panzern angegriffen und dabei zwei Palästinenser getötet. Israelische Politiker zeigten sich zufrieden über das Ergebnis des Angriffs.

Israelische Soldaten haben am Mittwochmorgen zum ersten Mal seit Beginn der Unruhen vor sechs Monaten ein Flüchtlingslager auf autonomem palästinensischen Gebiet im Gaza-Streifen mit Panzern angegriffen und dabei zwei Palästinenser getötet. Israelische Politiker zeigten sich zufrieden über das Ergebnis des Angriffs. Der Berater von Palästinenserpräsident Jassir Arafat, Nabil Abu Rudeine, nannte die israelische Attacke eine "ernste Eskalation" der Gewalt.

Nach israelischen Angaben wollte die Armee mehrere Häuser und einen Erdwall zerstören, von dem aus militante Palästinenser in den vergangenen Wochen regelmäßig jüdische Siedlungen in der Nähe mit Mörsergranaten beschossen haben sollen. Als die Panzer und Bulldozer zum Eingang des Lagers rollten, stellten sich ihnen nach Augenzeugenberichten Hunderte von Palästinensern entgegen, die über die Lautsprecher der Lager-Moscheen zur "Verteidigung" des Lagers zusammengerufen worden waren.

Kurz vor der Militäraktion hatten Palästinenser mehrere Granaten auf israelische Siedlungen im südlichen Gaza-Streifen abgefeuert. Nach übereinstimmenden Angaben drangen die Soldaten nicht in das dicht bevölkerte Lager ein. Dennoch wurden bei dem Angriff nach palästinensischen Angaben fast 40 Häuser zerstört oder beschädigt. Bei dem Angriff handelte es sich um die erste breit angelegte Operation der Armee auf palästinensisch kontrolliertem Gebiet seit dem Ausbruch der Unruhen im September. Nach israelischen Angaben haben die Palästinenser in den vergangenen acht Tagen mehr als 30 Granaten auf israelische Ziele im Gaza-Streifen und eine Siedlung auf israelischem Territorium abgefeuert.

Sprecher der jüdischen Siedler begrüßten die Armeeaktion. "Wir stehen seit Monaten fast täglich unter Feuer. In den vergangenen Wochen sind die Siedlungen von Gusch Katif von Mörsergranaten getroffen worden. Sie haben uns das tägliche Leben wirklich schwer gemacht", sagte Moti Schomron aus der Siedlung Neve Dekalim bei Chan Junis.

Ungeachtet der internationalen Kritik an der Siedlungspolitik der Israelis hat Ministerpräsident Ariel Scharon bekräftigt, dass er selbst im Falle eines Friedensabkommens keine jüdischen Siedlungen in den Palästinensergebieten abbauen will. In einem am Donnerstag auszugsweise veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung "Haaretz" sagte Scharon, er habe "absolut nicht die Absicht", Siedlungen zu evakuieren.

Der palästinensische Kulturminister Yasser Abed Rabbo wertet das Eindringen in das Flüchtlingslager als Teil eines neuen israelischen Militärplans, der Angriffe auf Zivilisten einschließt, um die Palästinenserführung in die Knie zu zwingen. Die Angriffe erfolgten immer nachts, um weniger Aufmerksamkeit in den Medien zu erregen. Doch diese Taktik werde nicht funktionieren, warnte Rabbo. Der Sprecher des palästinensischen Parlaments, Ahmed Qorei, verurteilte die "Massaker". Der ägyptische Außenminister Amr Mussa kritisierte "Israels Festhalten an der Gewalt"

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