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Nahost: Sieben Tote bei Protesten im Libanon

Sicherheitskräfte wollen nur Warnschüsse abgefeuert haben, doch auf einer Demonstration in Beirut wurden mindestens sieben Menschen erschossen. Die Proteste gegen Stromabschaltungen richteten sich auch gegen die pro-westliche Regierung des Libanons.

Mindestens 22 Menschen wurden bei den Protesten nach offiziellen Angaben verletzt. Das Militär hatte nach eigenen Angaben Warnschüsse über die Köpfe der Demonstranten abgegeben, die tödlichen Schüsse seien jedoch "von bisher unbekannter Seite" abgefeuert worden. Noch am Abend wurde eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Auch Teilnehmer der Demonstration berichteten, dass die tödlichen Schüsse nicht von den Soldaten abgegeben worden seien, sondern dass vielmehr aus nahe gelegenen Häusern auf den Protestzug geschossen worden sei.

Mehrere Dutzend Demonstranten hatten im Süden der Hauptstadt mit brennenden Reifen eine Straßenblockade errichtet, verlautete aus Sicherheitskreisen. Die Armee habe Warnschüsse abgefeuert, um sie auseinanderzutreiben. Die Demonstranten zogen anschließend weiter und blockierten die Straße zum Flughafen mit brennenden Reifen. Sie steckten zudem Autos in Brand. Die Lage enrtspannte sich zunächst. Nach Bekanntwerden der Opferzahlen herrschte am Abend erneut Spannung in der Stadt.

Libanon fehlt seit Monaten ein Präsident

Die Demonstranten waren Anhänger der schiitischen Amal-Bewegung, die zu den engsten Verbündeten der pro-syrischen Hisbollah behört. Offiziell richtete sich der Protest gegen häufige Stromausfälle in den südlichen Vororten Beiruts, die als Hochburg der Hisbollah gelten. Ähnliche Vorfälle waren in den vergangenen Wochen von der Armee rasch beendet worden.

Anti-syrische Politiker äußerten sich besorgt, dass die von Syrien und Iran unterstützte Opposition versuchen könnte, derartige Aktionen als Vorwand zu nutzen, um die pro-westliche Regierung von Fuad Siniora zu Fall zu bringen. Politisch steckt das Land seit mehr als einem Jahr in der Krise, weil sich pro- und anti-syrische Kräfte nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Verschärft wurde die Krise noch dadurch, dass sich beide Seiten seit Monaten nicht auf einen Nachfolger für Präsident Émile Lahoud verständigen konnten, dessen Amtszeit im November abgelaufen ist. (ho/dpa)

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