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Politik: Nervenkrieg an der Grenze zwischen Syrien und Libanon

Kairo - Die Proteste aus dem Libanon werden schriller. Und dreimal in den letzten zehn Tagen warnten US-Außenministerin Condoleezza Rice, ihr Staatssekretär und ihr Sprecher Syrien öffentlich vor einem Einmarsch beim Nachbarn.

Kairo - Die Proteste aus dem Libanon werden schriller. Und dreimal in den letzten zehn Tagen warnten US-Außenministerin Condoleezza Rice, ihr Staatssekretär und ihr Sprecher Syrien öffentlich vor einem Einmarsch beim Nachbarn. Hastig unterzeichneten Washington und Beirut in dieser Woche einen 60-Millionen-Dollar-Rüstungsvertrag.

Auf den Hügeln der Region Abbudiya wächst die Zahl der Armeezelte und Militärlastwagen, nebenan im Bekaa-Tal schaufeln Truppen Schützengräben – Syrien macht mobil. 10 000 Soldaten sind an der Nordgrenze zum Libanon aufmarschiert, angeblich um Schmuggler und Waffenschieber zu jagen. Libanon befürchtet dagegen, dass Präsident Baschar al Assad die Gegend um Tripoli wieder unter seine Kontrolle bringen will, die er 2005 auf internationalen Druck hatte aufgeben müssen. Als Vorwand könnte ihm das Selbstmordattentat in Damaskus mit 17 Toten dienen. Misstrauisch macht die Libanesen die ungewohnte syrische Gesprächigkeit über die Ermittlungen: Farbe und Typ des Wagens, am Vortag eingereist aus einem Nachbarland, gefahren von einem Extremisten der „Takfiri“-Gruppe.

Staatschef Assad macht seit Wochen bei jeder Gelegenheit die Bedrohung Syriens durch sunnitische Extremisten jenseits der Grenze zum Thema. Doch Syrien hat sein Terrorproblem offenkundig selbst produziert. Jahrelang war Aleppo Drehscheibe für sunnitische Gotteskrieger auf dem Weg in den Irak. Nach Recherchen der arabischen Zeitung „Al Scharq al Awsat“ agierte als Hauptrekruteur ein gewisser Mahmud Aghasi, der in Moscheen offen zum Dschihad aufrief. Er betrieb ein doppeltes Spiel: Er meldete die Namen der Angeworbenen auch dem syrischen Geheimdienst. Wenn die Kommandos aus dem Irak zurückkehrten, wurden sie verhaftet oder in die sunnitischen Enklaven des Nordlibanon abgeschoben.

Dieses riskante Jonglieren mit dem Terror könnte nun außer Kontrolle geraten sein, vermutet die syrische Exilopposition in Saudi-Arabien: Im September 2007 wurde der zwielichtige Al-Qaida- Werber in Aleppo ermordet. Im Sommer 2008 tobten blutige Revolten im Gefängnis von Sidnaya, in dem praktisch alle sunnitischen Extremisten einsitzen. Und im September folgte das Selbstmordattentat in Damaskus, das schwerste in Syrien seit zwanzig Jahren. Martin Gehlen

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