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Neue Strategie: Terroristen in der Provinz

Seit die Fahnder Islamisten in deutschen Städten stärker beobachten, bereiten diese sich offenbar verstärkt an entlegenen Orten auf Anschläge vor.

Islamistische Terroristen verfolgen nach Einschätzung deutscher Geheimdienste bei der Vorbereitung von Anschlägen in Deutschland offenbar eine neue Strategie. "Das bestätigt die Festnahme der drei Terrorverdächtigen in einer Ferienwohnung im nordrhein-westfälischen Medebach-Oberschledorn im Hochsauerland", berichtete ein Fahnder. An der Festnahme war neben BKA-Beamten auch die GSG 9 beteiligt.

"Die entlegenen Orte und Regionen erscheinen den Islamisten für ihre Planungen jetzt sicherer als ihre Zellen in den Städten", berichtete der Sicherheitsexperte. "Wir haben auch ihre bisherigen Örtlichkeiten zu Absprachen wie die Moscheen und die damit verbundenen Zirkel ziemlich gut unter Beobachtung bekommen", erklärte der Fahnder. Deswegen würden die Islamisten "jetzt in andere verdeckte Regionen ausweichen".

Kooperation mit dänischem Geheimdienst

Die Geheimdienste ließen durchblicken, dass die Festnahmen im Sauerland mit den jüngsten Anti-Terror-Aktionen in Dänemark zusammenhängen. In Kopenhagen waren in der Nacht zum Dienstag acht Männer im Alter von 19 bis 29 Jahren unter Terrorverdacht festgenommen worden. Der dänische Geheimdienst PET habe bei den monatelangen Beobachtungen mit den deutschen Nachrichtendiensten zusammengearbeitet und ihnen Hinweise auf die Terrorverdächtigen in der Bundesrepublik gegeben. "Wir haben den deutschen Diensten Tipps übermittelt", berichtete ein PET-Mann.

Der PET stellte fest, dass die in Kopenhagen festgenommenen Männer "militante Islamisten mit Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen und zu führenden Personen von Al Qaida" waren. In Dänemark sind innerhalb von zwei Jahren zum dritten Mal islamistische Terrorverdächtige dingfest gemacht worden. Auch in Deutschland setzen die Islamisten nach Einschätzung der Geheimdienste alles daran, um durch vermehrte Anschläge die Bevölkerung zu verunsichern und den "Krieg gegen die Ungläubigen zu forcieren".

Terroristen-Ausbildung in Pakistan

Deutschland ist wegen der bevorstehenden Entscheidungen zur Verlängerung seiner Mandate in den Afghanistaneinsätzen "in besonderer Weise ins Visier der Islamisten gekommen", erläuterten die Geheimdienstler. Es sei beunruhigend, dass die drei im Sauerland Festgenommenen in pakistanischen Ausbildungslagern waren. Das würde die Vermutungen bestätigen, dass "mehr und mehr aus Pakistan oder von Afghanistan über Pakistan Terroristen in die Bundesrepublik kommen". Pakistan wird als eine "Hochburg" islamistischer Terroristen angesehen. Dort werden sie ausgebildet und für ihre Einsätze in Europa vorbereitet.

Große Sorgen bereitet den Geheimdiensten auch, dass neben amerikanischen Einrichtungen erneut der Frankfurter Flughafen von den Terroristen ins Visier genommen wurde. Unter der Hand wiesen Geheimdienstexperten darauf hin, "dass es nach wie vor große Sicherheitsmängel auf dem Frankfurter Flughafen gibt". Gerade bei den Anlieferfirmen für Getränke und Speisen gebe es "gefährliche Sicherheitslücken". Diese Unternehmen könnten viel zu wenig überwacht werden. Besonders kleinere Firmen würden "Sicherheitslücken aufweisen". Auf solchen Wegen könnten sich Terroristen nach wie vor "gut einschleichen und Anschläge verüben".

Die Festnahmen von Kopenhagen und im Hochsauerland beweisen nach Aussage westlicher Geheimdienste "nachhaltig, dass Al Qaida in einem "erschreckenden Maß erstarkt ist". Die Terrororganisation habe ein "umfassendes Trainingsprogramm aufgestellt, an dem vornehmlich islamistische Kämpfer aus Europa teilnehmen".

Friedrich Kuhn[ddp]

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