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Politik: Neuer Schlag gegen Al Qaida in Pakistan Topterrorist offenbar durch US-Drohne getötet

Neu-Delhi/Islamabad – Die neun Männer tranken gerade Tee in einem Apfelhain in Süd-Wasiristan, als die US-Drohnen sie erwischten. Nur einen Monat nach Osama bin Laden haben die Amerikaner möglicherweise einen weiteren Topterroristen getötet: Ilyas Kashmiri galt als der wohl gefährlichste Kommandant Al Qaidas in Pakistan – er führte die Brigade 313, den operationalen Arm des Terrornetzwerkes, und war das wichtigste Bindeglied zwischen Al Qaida und den Taliban.

Neu-Delhi/Islamabad – Die neun Männer tranken gerade Tee in einem Apfelhain in Süd-Wasiristan, als die US-Drohnen sie erwischten. Nur einen Monat nach Osama bin Laden haben die Amerikaner möglicherweise einen weiteren Topterroristen getötet: Ilyas Kashmiri galt als der wohl gefährlichste Kommandant Al Qaidas in Pakistan – er führte die Brigade 313, den operationalen Arm des Terrornetzwerkes, und war das wichtigste Bindeglied zwischen Al Qaida und den Taliban. Sein Tod wäre wohl mehr noch als der von bin Laden ein schwerer Schlag für die Extremisten.

Laut pakistanischen Medien wurde Kashmiri, auf den die USA ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt hatten und der als einer der möglichen Nachfolger bin Ladens gehandelt wurde, am Freitag getötet. Es war aber zunächst noch nicht ganz sicher, ob der 47-Jährige tatsächlich unter den Toten war. Die Brigade 313, die auch unter dem Namen Harakat ul Dschihad Islami läuft, bestätigte seinen Tod. Zugleich drohte sie mit Rache. Die Echtheit des Faxes wurde aber noch geprüft. Es sei zu 98 Prozent sicher, dass er tot sei, sagte auch Pakistans Innenminister Rehman Malik. Dagegen äußerten sich die USA skeptisch.

Erst Osama bin Laden und nun Ilyas Kashmiri: Über Jahre konnten Topterroristen offenbar in Pakistan untertauchen, doch nun geht es bei der Terroristenjagd auf einmal Schlag auf Schlag. Erst vor einer Woche hatte US-Außenministerin Hillary Clinton Islamabad eine Liste mit Namen der meistgesuchten Terroristen übergeben, darunter auch Kashmiri. Pakistan dürfte den USA unter der Hand vermutlich Informationen geliefert haben. Kashmiri, dessen Markenzeichen sein schwarzer Wallebart und die Sonnenbrille waren, soll auch hinter der Ermordung der früheren Regierungschefin Benazir Bhutto stecken. Er gilt auch als Drahtzieher der dreitägigen Terrorattacke auf Mumbai im November 2008 mit 166 Toten, die Indien und Pakistan beinahe an den Rand eines Krieges brachte.

Auch Pakistan hat wohl ein Interesse daran, Kashmiri auszuschalten: Der vergangene Woche ermordete Journalist Saleem Shahzad hatte berichtet, dass Kashmiri und seine Leute hinter dem spektakulären Terrorangriff auf den Marine-Fliegerhorst in Karachi am 22. Mai steckten. Dabei hätten sie Hilfe von Insidern gehabt. Zwei Tage nach Erscheinen dieses Artikels wurde Shahzad zu Tode gefoltert. Während einige den Geheimdienst ISI hinter dem Mord vermuten, glauben andere, dass Al Qaida und seine Sympathisanten aus dem ISI Shahzad töteten. Stimmt Letzteres, würde dies auf einen brandgefährlichen Machtkampf im Sicherheitsapparat hinweisen.

Der Tod von bin Laden und weiterer Terrorführer könnte Pakistans Militär polarisieren. Shahzad hatte berichtet, dass Al Qaida versucht, die Streitkräfte zu unterwandern. Und die USA und Pakistan wollen weitere Terrorführer ins Visier nehmen. Afghanistan hat gestreut, dass sich auch der einäugige Taliban-Chef Mullah Omar schon in Händen des ISI befindet. Christine Möllhoff

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