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Politik: Nicht alle finde die Einkaufswoche verlockend (Meinung)

Die Frage der Bundesjustizministerin lässt sich mindestens so schnell beantworten, wie sie gestellt worden ist. Gibt es eigentlich noch etwas Wichtigeres für uns als Einkaufen?

Die Frage der Bundesjustizministerin lässt sich mindestens so schnell beantworten, wie sie gestellt worden ist. Gibt es eigentlich noch etwas Wichtigeres für uns als Einkaufen? Natürlich, Dutzende von Dingen, Hunderte vielleicht. Mag das Ladenschlussgesetz den Bach hinabgehen. Aber das ändert doch nichts daran, dass kein Mensch, der bei Trost ist, ständig ans Einkaufen denkt. Der kommunale Konkurrenzkampf um den Sonntag, der im Moment mit Hilfe von fingierten Bäder- und Tourismus-Verordnungen im deutschen Osten tobt, verdunkelt ein wenig den Blick auf diese Einsicht. Und der Berliner Kaufhof hat zusätzlich für kurze Zeit den Eindruck erweckt, unser aller (angebliche) Konsumlust sei geeignet, die Woche auf den Kopf zu stellen. Das geht denn aber doch nicht so leicht. Das Berliner Oberverwaltungsgericht hat nichts anderes als eine Selbstverständlichkeit von sich gegeben, als es den Vorstoß des Berliner Warenhauses gestern als rechtswidrig verwarf. Der Sonntag ist zwar nicht mehr heilig. Aber er steht, was man wichtiger nehmen kann, unter Schutz. Er hat Grundgesetz-Rang. Die Berliner Verfassung privilegiert ihn zusätzlich noch besonders: Der Sonntag und die Feiertage sind "als Tage der Arbeitsruhe geschützt". Wer also ständig ans Einkaufen denkt, soll sich mit dem Ladenschlussgesetz und der Woche von Montag bis Sonnabend auseinander setzen. Im übrigen sollte er das Kaufhaus im Dorf lassen. Wenn der Bundestag das Grundgesetz ändert und die Bundesländer ihre Verfassungen, und wenn wir alle es verlockend finden, am Sonntag zu arbeiten - dann, ja dann, schaffen wir den Sonntag eben ab. Vorher aber nicht.

pen

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