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Politik: Nordirland: Gewaltaktionen und Aufmärsche der Paramilitärs

Fünfzig wohlgenährte und mehrheitlich kurz geschorene Männer in weißen Leibchen kamen am Montagabend als Delegation der "Ulster Freedom Fighters" (UFF) von der Belfaster Shankill Road nach Portadown, um Solidarität mit dem dortigen Oranier-Orden auszudrücken. Kurz zuvor hatte die unabhängige Paradenkommission den Oraniern erwartungsgemäß verboten, am Sonntag durchs Katholikenviertel von Portadown zu marschieren.

Fünfzig wohlgenährte und mehrheitlich kurz geschorene Männer in weißen Leibchen kamen am Montagabend als Delegation der "Ulster Freedom Fighters" (UFF) von der Belfaster Shankill Road nach Portadown, um Solidarität mit dem dortigen Oranier-Orden auszudrücken. Kurz zuvor hatte die unabhängige Paradenkommission den Oraniern erwartungsgemäß verboten, am Sonntag durchs Katholikenviertel von Portadown zu marschieren. Das Todesschwadron aus Belfast wurde von Johnny "Mad Dog" Adair geführt, dessen Ruf aus seinem Namen hervorgeht. Sein Verband hatte letzte Woche kurz gedroht, den Waffenstillstand auszusetzen, und überdies eine neue Wandmalerei enthüllt, in der fünf besonders brutale Morde an unbeteiligten Katholiken verherrlicht werden.

Das Oberkommando der "Ulster Defence Association", die mit der UFF identisch ist, versucht seither nicht eben erfolgreich, Disziplin zu erzwingen. Adair war dann auch anwesend, als maskierte Vertreter der in Portadown ansässigen "Loyalist Volunteer Force" in der Nacht zum Dienstag eine Salve in die Luft abfeuerten und eine unheilschwangere Erklärung verlasen. Wenige hundert Meter weiter, unter der Pfarrkirche von Drumcree, traktierten mehrere hundert aufgebrachte Anhänger des Oranier-Ordens die Sicherheitskräfte mit Wurfgeschossen. Ein Armeefahrzeug brannte lichterloh, die Polizei leitete einen Gegenangriff ein und räumte zeitweilig das Gelände. In protestantischen Teilen von Belfast wurden Barrikaden errichtet.

Wie schon bei früheren Gelegenheiten hatte der Orden zu Solidaritätsveranstaltungen aufgerufen, lehnte anschließend aber jegliche Mitverantwortung für die vorhersehbaren Ausschreitungen scheinheilig ab. Bisher kommt die Gewalt fast ausschließlich aus der paramilitärischen Ecke. Die Zersplitterung der militanten Loyalisten schürt Rivalitäten und begünstigt gänzlich unberechenbare Elemente, sich prahlerisch und blutrünstig in den Vordergrund zu schieben. Die Absicht, eine Kraftprobe zu provozieren, ist unverkennbar, aber ob dem Versuch eine Massengefolgschaft beschieden ist, lässt sich noch nicht abschätzen. Nordirlands Parlamentarier widmeten sich derweil am Dienstag dem aussichtslosen Antrag von Pfarrer Ian Paisleys Partei, Sinn Féin aus Regierung und Parlament auszuschließen - wegen der Nähe der Partei zur IRA.

Martin Alioth

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