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Politik: Nur der Kurt passte nicht

Von Harald Martenstein

Über die Bedeutung der Vereinten Nationen sind die meisten Menschen sich unsicher. Niemand oder fast niemand hat etwas gegen die Vereinten Nationen. Aber: Sind die Vereinten Nationen wirklich wichtig? Reichen nicht Nato, EU, Commonwealth, Arabische Liga, Rotes Kreuz und all dieses Zeug? Ist das nicht viel zu teuer mit all den Organisationen? In meinem eigenen Leben sind die Vereinten Nationen insofern bedeutsam, als ich dank der Vereinten Nationen und ihres Generalsekretärs alle paar Jahre einen schönen, interessanten und exotischen Vornamen kennenlerne. Vor „Kofi“ ist es „Boutros“ gewesen, auch ein „Sithu“ und ein „Dag“ waren dabei. Der erste, fast vergessene Generalsekretär hieß „Gladwyn“, der zweite – mein Favorit – hörte auf „Trygve Halvdan“. Inzwischen glaube ich, dass ein für mich sonderbarer Vorname die bei weitem wichtigste Voraussetzung darstellt, die ein Mensch für diese Position mitbringen muss. Ein Ausreißer in dieser Hinsicht ist eigentlich nur „Kurt“ Waldheim gewesen. Kaum hatten sie ihn gewählt, schon hieß es, dass er eine dunkle Vergangenheit hat. Hätten sie einen „Glyndor Bloen Waldheim“ gewählt, wäre die Amtszeit sicher erfreulicher verlaufen.

In der kommenden Woche wird voraussichtlich Ban Ki Moon zum neuen Generalsekretär gewählt. Man sollte wissen, dass die Koreaner, und um einen solchen handelt es sich, zuerst den Familien- und dann erst den Vornamen nennen. Es ist also ein Herr Ban, Vorname: Ki Moon. Die Schreibweise ist nicht festgelegt, „Gi-mun“ und „Ki-mun“, mit oder ohne Bindestrich, gelten ebenfalls als richtig, da es in Korea zahlreiche Systeme der Umschreibung ins Europäische gibt. In ganz Korea existieren nur etwa 300 Familiennamen, die Hälfte der Koreaner heißt entweder Kim oder Lee oder Park. Orientierungshalber, und um nicht völlig wahnsinnig zu werden, sagt man in Korea den Vornamen meistens dazu.

Leider gibt es in Korea die Sitte, dass oft alle männlichen Verwandten einer Generation den gleichen oder einen ähnlichen Vornamen tragen, auch lassen viele koreanische Vornamen keinen Rückschluss auf das Geschlecht ihrer Besitzer zu. Um es den Europäern leichter zu machen, aus Höflichkeit, drehen Koreaner oft ihren Namen um, nennen sich also beispielsweise mal „Ban Ki Moon“, dann wieder „Ki Moon Ban“, oder „Gi-mun Ban“, oder sonst wie. Kurz, das koreanische Namenswesen ist so unübersichtlich und kompliziert, dass die Wahl eines Koreaners zum UN-Generalsekretär nur als „lange überfällig“ bezeichnet werden kann.

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