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Politik: Nur wenige Väter beziehen Elterngeld

Gerade dort, wo besonders viele Väter zu Hause bleiben, gehen sie schnell wieder arbeiten. Die regionalen Unterschiede sind groß.

In der klassischen deutschen Familie war es so, dass die Mutter zu Hause blieb, wenn ein Kind auf die Welt kam. Väter, die Kinderwagen schoben, gab es höchstens in Erzählungen aus Schweden. Heute aber wollen mehr Väter ihr Kind auch sehen. Und noch mehr Mütter möchten die Aufgaben gerne gleich auf beide Eltern verteilen.

Davon sind viele Familien heute allerdings immer noch weit entfernt – und es gibt große regionale Unterschiede, wie Daten belegen, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag veröffentlichte: den Anteil aller im Jahr 2014 geborenen Kinder, deren Väter Elterngeld bezogen haben. Auch wenn die Zahlen steigen.

Es fällt auf: Vergleichsweise viele Väter blieben in Ostdeutschland und im Süden zumindest einige Zeit zu Hause. Ganz vorne in der Statistik liegt Sachsen, wo die Väter von 44,2 Prozent der Kinder Elterngeld bezogen. Es folgen Bayern, Thüringen, Baden-Württemberg und Berlin. Ganz unten unter den Bundesländern steht das Saarland: Dort wurden nur 23 Prozent der Kinder auch eine Weile täglich vom Vater gewickelt und gefüttert.

Ähnlich niedrig ist die Zahl in Bremen und Nordrhein-Westfalen. Der Bundesdurchschnitt betrug 34,2 Prozent. Ein richtiges Nischenphänomen sind erziehende Väter in der Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen (14,2 Prozent). An der Spitze aller Städte steht Jena mit 57,8 Prozent, es folgt der Landkreis Würzburg mit 52,4 Prozent. Das heißt aber auch: Selbst hier macht gerade gut die Hälfte der Männer mit.

In den Städten gibt es mehr Langzeitzeitväter

Das Bild verkehrt sich vollends, wenn man betrachtet, wie lange die Männer ihren Job ruhen ließen: Gerade in den vier Bundesländern mit den meisten Elterngeldvätern nahmen mehr als 80 Prozent von ihnen nur zwei Monate der maximal möglich zwölf – genau zwei Monate muss der jeweils andere Partner nehmen, dann steigt der Rechtsanspruch des Paares von zwölf auf 14 Monate an.

Und Väter, die ein ganzes Jahr aus dem Beruf gehen? In Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen sind das keine drei Prozent. In den eben geschmähten Ländern Bremen und Nordrhein-Westfalen dagegen gibt es immerhin 12,1 Prozent und neun Prozent Langzeitväter. Auch in den Stadtstaaten Hamburg und Berlin bleiben Väter vergleichsweise lange daheim. Im Bundesschnitt aber kümmerten sich Mütter 11,6 Monate lang vorwiegend um das Kind, Väter nur 3,1 Monate.

Sie lassen sich also immer noch bitten, die Männer. Und die Frauen? Der Anteil der Kinder, deren Mutter zu Hause blieb: 95,9 Prozent.

Jonas Schaible

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