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Obama Clinton

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Obamas Kabinett: Das Rätseln um die Personalie Clinton

Feinfühlige Interpretatoren meinen, weitere positive Signale für eine Außenministerin Clinton herausgelesen zu haben. Doch im Obama-Lager wären längst nicht alle begeistert darüber, wenn die frühere Rivalin mit am Kabinettstisch säße.

Die Spannung um die Besetzung des US-Außenministerpostens wächst. Nach seinem Treffen mit der Ex-First-Lady Hillary Clinton sprach der künftige Präsident Barack Obama am Freitag (Ortszeit) auch mit New Mexicos Gouverneur Bill Richardson über den Posten, wie aus Kreisen der demokratischen Partei verlautete. Zu Clinton hieß es, sie gehöre zu den "Spitzenanwärtern" auf das Amt. Der "Washington Post" zufolge wären aber nicht alle im Obama-Lager begeistert über eine Außenministerin Clinton. Einige Unterstützer hätten "schockiert" auf Berichte reagiert, nach denen Obama seine ehemalige Konkurrentin ernsthaft für das Amt in Betracht zieht. Dagegen seien Clinton-Verbündete begeistert von der Aussicht. Offizielle Mitteilungen gab es zunächst von keiner Seite.

Der Sender CNN hatte am Freitagabend unter Berufung auf "mehrere Quellen" in der demokratischen Partei berichtet, Obama habe Clinton bei einem Treffen am Donnerstagabend den Eindruck vermittelt, der Job könnte ihrer sein, wenn sie ihn wolle. Das hatte zu Spekulationen geführt, dass sich Obama bereits für sie entschieden haben könnte und eine Übernahme des Amtes praktisch nur noch von Clintons Bereitschaft abhänge. Die Tatsache, dass sich Obama aber danach auch mit Richardson traf, wurde nun am Samstag von Experten als Zeichen dafür gewertet, dass Obama seine Sondierungen noch nicht abgeschlossen hat. Der Demokrat Richardson hatte unter Präsident Bill Clinton als Energieminister und Botschafter bei den UN gedient und gehörte wie Clinton zu Obamas Gegnern im Vorwahlkampf. Er hatte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Rennen dann aber frühzeitig auf Obamas Seite geschlagen. Als ein aussichtsreicher Anwärter auf den Außenminister- Posten wird auch weiterhin der langjährige Senator und frühere Präsidentschaftskandidat John Kerry genannt. Er hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er das Amt gern übernehmen würde.

Die Kandidatin bleibt einsilbig

Clinton selbst hatte Berichte über eine mögliche Nachfolge von Außenministerin Condoleezza Rice nicht dementiert. Zum Auftakt einer Rede am Freitag in New York ging sie auf das Thema ein, sagte aber lediglich: "Ich werde nicht über die künftige Regierung des gewählten Präsidenten spekulieren." Wer Fragen habe, müsse sich an das Obama-Team wenden. In Medienberichten hieß es unterdessen, dass die privaten Geschäfte von Bill Clinton nach dessen Ausscheiden aus dem Weißen Haus in Obamas Entscheidungsprozess zu einem Handicap für seine Frau werden könnten. Bereits im Vorwahlkampf hatten Obama-Mitarbeiter erklärt, dass Hillary Clinton zum Teil wegen der Aktivitäten ihres Mannes nicht ernsthaft für eine Vize-Position in Betracht komme, wie am Samstag die "Washington Post" hervorhob.

Bill Clinton hat mit Reden vor Firmen und Organisationen im Ausland, darunter in China und Saudi-Arabien, Millionen Dollar verdient. Mehrfach kollidierten dabei seine Geschäfte mit außenpolitischen US-Positionen und auch denen seiner Frau. So wurde beispielsweise ausgerechnet während Hillary Clintons Vorwahlkampf bekannt, dass Bill Clintons Stiftung Spenden von einem chinesischen Internet-Unternehmen erhielt, das zur Identifizierung tibetischer Bürgerrechtler aufgerufen hatte. Hillary Clinton ihrerseits hatte das brutale chinesische Vorgehen gegen Demonstranten in Tibet scharf kritisiert und Präsident George W. Bush sogar aufgefordert, der Olympia-Eröffnungsfeier in Peking fernzubleiben.

Das Obama-Lager hatte kürzlich erklärt, dass erste Namen für Kabinettsposten bis Ende November bekanntgegeben werden könnten. Am Freitag besetzte Obama Dutzende interne Posten in seinem Übergangsteam und ernannte seine langjährige persönliche Vertraute Valerie Jarett zu einer Spitzenberaterin im Weißen Haus. In ihrer künftigen Position soll sie vor allem eine "Verbindungsfrau" zur Öffentlichkeit sein. (mhz/dpa)

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