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Österreich: Jörg Haiders letzter Sieg

Dieses Ergebnis hatte Gerhard Dörfler noch nicht einmal in Bierlaune voraussagen wollen. Mit 45,6 Prozent für das BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich) hat er bei den Kärntner Landtagswahlen am Sonntag nicht nur souverän das Erbe Jörg Haiders angetreten, sondern den im Oktober verstorbenen vormaligen Landeshauptmann sogar in Zustimmungsprozenten übertroffen.

Haider hatte bei den letzten Wahlen, damals noch für die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs), von der er wenig später das BZÖ abspaltete, 42,4 Prozent der Stimmen erhalten. Dörfler selbst hatte sich im Vorfeld stets bei 40 Prozent gesehen. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp achtzig Prozent.

Während in den letzten Wochen die Wahlbeobachter in Österreich zumeist damit beschäftigt waren, Dörflers häufig zur Schau getragene Provinzialität und etliche seiner offensiv geschmacklos verfassten Aussagen zu kommentieren, konnte er beim Publikum vor Ort offenbar punkten. „Die Menschen wollen eben keinen Wechsel in Kärnten“, resümierte Dörfler bald nach Schließung der Wahllokale.

Gestraft wurden im südlichen Bundesland Österreichs, das vor der Zeit des Landeshauptmanns Haider lange von den Sozialdemokraten (SPÖ) regiert worden ist, die Roten und deren Spitzenkandidat Reinhart Rohr. Bereits dessen Wahlkampf war von Resignation geprägt, weil sein Konkurrent Dörfler so offensichtlich als alleiniger Nachlassverwalter Haiders auftrat.

Der SPÖ hat diese Taktik des Gegners einen Verlust von über neun Prozent beschert. Sie kommt gerade noch auf 28,6 Prozent und verliert wohl einen Sitz in der Regierung, die sich das BZÖ mit der SPÖ und der Österreichischen Volkspartei teilte. Die ÖVP gewann über vier Prozent dazu und kommt auf 16 Prozent; der FPÖ hat hingegen auch ein aggressiver Wahlkampfstil nicht geholfen, sie findet sich bei gerade einmal 3,5 Prozent in Kärnten wieder.

Überraschenderweise hat die SPÖ auch im Land Salzburg Stimmen verloren, wird aber wohl weiterhin die Landeshauptfrau in Person von Gabi Burgstaller stellen. Burgstaller wurde zuletzt in Österreich schon als jemand gehandelt, den sich zumindest Sozialdemokraten einmal gut als Bundeskanzlerin vorstellen konnten. Die SPÖ büßte über sechs Prozent ein und kommt noch auf 39,8 Prozent. Die ÖVP erleidet ebenfalls leichtere Verluste und steht bei 36,6 Prozent. Die Grünen ziehen sowohl in Kärnten wie auch in Salzburg knapp in die jeweiligen Landtage ein.

Die Kärntner Siegerpartei jedoch verpasst in Salzburg mit nur 3,8 Prozent den Einzug ins Landesparlament. Es scheint, als sei das BZÖ wohl doch ein regionales, spezifisch kärntnerisches Phänomen.

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