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Das Deutschlandticket gilt bisher als Erfolg.

© dpa/Sebastian Gollnow

54 bis 59 Euro im Gespräch: Mehrheit der Länder will Preis für Deutschlandticket erhöhen

Für 49 Euro pro Monat mit Bus und Bahn quer durchs Land: Das Abo gilt als Erfolg. Es dürfte aber teurer werden. Ob die Kunden das mittragen, ist einer Umfrage zufolge fraglich.

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Seit Monaten wird über den Preis für das Deutschlandticket diskutiert. Dass das Abo teurer wird, gilt als wahrscheinlich. Am Montag wollen die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder sich im Rahmen einer Sonderkonferenz auf einen neuen Preis einigen.

Nach Ansicht des bayerischen Verkehrsministeriums muss der Preis ab 2025 von jetzt 49 auf 64 Euro pro Monat angehoben werden, um die Kosten zu decken. „Ich befürchte, dass sich die Preisdiskussion fürs Deutschlandticket ins Unendliche verlängert, wenn man jetzt keine Lösung findet, die tatsächlich die zu erwartenden Kosten deckt“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). „Niemanden ist geholfen, wenn es nur eine moderate Erhöhung gibt, die sich nach wenigen Monaten aber als unzureichend herausstellt“, sagte er dem Tagesspiegel.

Auch acht andere Bundesländer wollen laut einem Bericht der „Welt am Sonntag“ eine Preiserhöhung. Der bayerische Preis von 64 Euro ist allerdings nach Tagesspiegel-Informationen nicht mehrheitsfähig. In Länderkreisen wird mit einer Preiserhöhung zwischen fünf und zehn Euro gerechnet.

Das Deutschlandticket gilt bisher als Erfolg. Einer Umfrage zufolge ist allerdings der aktuelle Preis für viele bereits die Schmerzgrenze. 30 Prozent derjenigen, die bisher mindestens zeitweise ein Deutschlandticket abonniert hatten oder sich prinzipiell dafür interessieren, würden das Abo kündigen oder kein Ticket mehr kaufen, wenn der Preis steigt. Das ist das Ergebnis einer YouGov-Erhebung im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.

Niemanden ist geholfen, wenn es nur eine moderate Erhöhung gibt, die sich nach wenigen Monaten aber als unzureichend herausstellt

Christian Bernreiter, Verkehrsminister Bayern (CSU)

Bei einem höheren Preis als 54 Euro würde nach der Umfrage ein weiteres Sechstel der Befragten das Abo kündigen oder kein Ticket mehr kaufen. Für gut ein Viertel (26 Prozent) liegt die Schmerzgrenze demnach bei mehr als 59 Euro. Nur knapp ein Fünftel wäre der Umfrage zufolge bereit, einen noch höheren Preis zu akzeptieren.

Neben Bayern sind acht weitere Länder für Erhöhung

Generell offen für eine Preiserhöhung sind laut „WamS“ neben Bayern die Länder Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Berlin, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Einige andere Länder, darunter Hamburg, Thüringen, Hessen und das Saarland, wollten sich vor der Verkehrsministerkonferenz nicht zur Preisfrage äußern. Kein Land lehnt eine Heraufsetzung der Abo-Kosten ausdrücklich ab.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) schließt eine Preiserhöhung zwar nicht aus, drängt aber darauf, dass diese moderat erfolgt. Er sieht die Ministerrunde vor der Herausforderung, den „Sweet Spot“ zu finden: Eine Preiserhöhung müsse mit Bedacht erfolgen, damit das Deutschlandticket auch weiterhin für möglichst viele Menschen erschwinglich bleibe, sagte Hermann. „Wir dürfen nicht riskieren, dass durch übermäßige Preiserhöhungen zu viele Kundinnen und Kunden abspringen.“ Statt Mehreinnahmen würde man Defizite generieren. Der Erfolg des Modells Deutschlandticket hänge auch an einer möglichst großen Zahl von Abonnentinnen und Abonnenten.

Mecklenburg-Vorpommerns Infrastrukturminister Reinhard Meyer (SPD) hatte in der Vergangenheit gesagt, 54 Euro seien ihm schon zu viel. Mit Preisen von 60 Euro, wie sie manche schon im Kopf hätten, „bekomme ich die Menschen im ländlichen Raum, die ich gerade für den ÖPNV gewonnen habe, nicht mehr in Bus und Bahn“, sagte Meyer im Sommer dem Tagesspiegel.

Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) findet die Versteifung auf einen fixen Preis absurd. „Aus meiner Sicht darf es keine dauerhafte politische Preissetzung geben“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Ich werde daher vorschlagen, den Preis des Deutschlandtickets künftig an den Verbraucherpreisindex zu koppeln und einmal jährlich zu aktualisieren.“

Eine Preiserhöhung wäre angesichts der steigenden Kosten nur vermeidbar, wenn der Bund weitere Mittel zur Verfügung stellte.

 Oliver Krischer, Verkehrsminister in NRW (Grüne)

„Eine Preiserhöhung wäre angesichts der steigenden Kosten nur vermeidbar, wenn der Bund weitere Mittel zur Verfügung stellte. Das ist derzeit aber nicht absehbar. Deshalb kommen wir nicht um eine maßvolle Preiserhöhung herum“, sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne), der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, der dpa.

Der Bund hat zuletzt mehrfach deutlich gemacht, dass er seinen jährlichen Zuschuss von 1,5 Milliarden Euro nicht erhöhen will. Auch die Länder wollen ihren Zuschuss bei 1,5 Milliarden Euro belassen. Die Entscheidung darüber, wie sehr der Ticketpreis angesichts gestiegener Kosten nun steigt, überlässt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) seinen Länderkollegen. Sie sind formal für die Preisgestaltung im Nahverkehr zuständig.

Die Bund-Länder-Zuschüsse genügten 2023, weil die Flatrate erst im Mai vergangenen Jahres startete. Es blieb sogar Geld übrig, das ins laufende Jahr 2024 übertragen wurde. Allerdings könnten dieser Übertrag und die diesjährigen Milliarden des Bundes und der Länder nach bisherigen Abschätzungen zu wenig sein, um den 2024 entstehenden Fehlbetrag auszugleichen. Für 2025 rechnet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) durch das günstige Abo mit Einnahmeverlusten beim Ticketverkauf von mindestens vier Milliarden Euro.

Rechnet man von den vier Milliarden die für 2025 vorgesehenen drei Milliarden Euro von Bund und Ländern ab, ergibt sich im kommenden Jahr eine Deckungslücke von einer Milliarde Euro. Ein Zusage für eine weitere Finanzierung in den folgenden Jahren hat der Bund bisher nicht gegeben. „Wir brauchen vom Bund Klarheit, dass es auch 2026 weitergeht“, forderte vor wenigen Tagen NRW-Verkehrsminister Krischer. Das Ziel müsse sein, das Ticket weiterzuentwickeln. Eine gesetzliche Grundlage gibt es dafür bislang nicht.

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