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Syrer werden aus Duma evakuiert.

© AFP

Ost-Ghouta: Noch immer keine Belege für Giftgas-Angriff in Syrien

Deutsche Sicherheitskreise bewerten den Giftgas-Vorwurf gegen Assads Streitkräfte mit Vorsicht. Auch was den Täter angeht, herrscht Skepsis.

Von Frank Jansen

Deutsche Sicherheitskreise halten es für „plausibel“, aber nicht bewiesen, dass Assads Streitkräfte am Sonnabend Giftgas in der Stadt Duma in der Region Ost-Ghouta eingesetzt haben. „Wir gehen davon aus, dass das Regime es war“, sagt ein hochrangiger Experte. Mit Giftgas seien Rebellen einfacher aus einem Viertel zu vertreiben „als mit jeder Bombe“. Die vom Tagesspiegel befragten Fachleute betonen allerdings, bislang gebe es keine Belege, zum Beispiel Funksprüche des syrischen Militärs.

Das sei bei dem Angriff im August 2013 anders gewesen, heißt es. Damals hatte Assads Armee die von Rebellen gehaltene Region Ost-Ghouta mit Sarin attackiert, mehr als 1400 Menschen starben. Westliche Nachrichtendienste bekamen mit, dass Generäle in Panik geraten waren. Die Offiziere befürchteten, die feindlichen Milizen könnten Teile der nahen Hauptstadt Damaskus erobern. Dann wurden Granaten mit Sarin nach Ost-Ghouta gefeuert.

Deutsche Sicherheitskreise skeptisch

Jetzt hingegen ist aus Sicht deutscher Sicherheitsexperten auch noch zu klären, welcher Giftstoff eingesetzt wurde. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagt, es gebe Beweise, Assads Armee habe Chlorgas eingesetzt. Doch gerade bei Chlorgas, das weniger giftig ist als Sarin, sind deutsche Sicherheitskreise skeptisch, was den Täter angeht. „Chlorgas ist in Mengen da, das haben auch die Rebellen“, heißt es. Den Rebellen sei zuzutrauen, dass sie Chlorgas verwenden, um der Welt einen Chemiewaffenangriff des Assad-Regimes vorzutäuschen.

Das Recherchenetzwerk „Bellingcat“ berichtet, kurz vor dem Giftgasangriff seien Hubschrauber des Regimes vom russischen Typ Mi-8 über Ost-Ghouta beobachtet worden. Auf Fotos, die nach dem Angriff aufgenommen wurden, sei ein Gaszylinder auf dem Dach eines Hauses zu sehen, in dem Tote gefunden wurden. Sicherheitskreise raten erneut zur Vorsicht. Noch am Donnerstag sollten Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen zu Untersuchungen in Syrien eingetroffen sein.

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