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Osthoff-Entführung: Fahrer bleibt verschwunden

Im "Fall Osthoff" verdichten sich die Indizien gegen ihren Fahrer und den Scheich Dschamal al Duleimi. Beide sind verschollen. Der BND soll indes bei der Suche nach der Deutschen maßgebliche Informationen geliefert haben.

Berlin - Der verdächtige irakische Fahrer der freigelassenen deutschen Geisel Susanne Osthoff bleibt verschollen. Die deutschen Behörden hätten keine Erkenntnisse über seinen Aufenthaltsort, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA), Martin Jäger, am Freitag in Berlin. Osthoffs Fahrer Chalid al Schimani war möglicherweise ein Komplize der Entführer. Auch der Verbleib des Bagdader Scheichs Dschamal al Duleimi, der Osthoff den Fahrer besorgt hatte und laut Berichten ebenfalls in Verdacht geriet, ist bisher unklar.

Die Bundesregierung äußerte sich nicht dazu, ob für Osthoff Lösegeld geflossen ist. «Die Bundeskanzlerin wie auch der (Außen-) Minister haben bei verschiedener Gelegenheit klargestellt, dass Deutschland nicht erpressbar ist und dass sie eine grundsätzlich ablehnende Haltung einnehmen zur möglichen Zahlung von Lösegeldern», sagte Jäger. Er warnte erneut vor einem «hohen Entführungsrisiko» im Irak. «Das Risiko war da, ist da und wird auch in Zukunft gegeben sein.»

Der Bundesnachrichtendienst (BND) brachte die Ermittler nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ/Freitag) auf die Spur der entführten Deutschen. Vor ihrer Fahrt in den Norden Iraks habe Osthoff Geld für ihr Ausgrabungsprojekt im Beisein eines BND- Mitarbeiters zur Bank gebracht. Osthoff habe ihm einen Zettel mit dem Namen des Fahrers und der Autonummer gegeben. Erst als das Video drei Tage später aufgetaucht sei, habe sich der Mitarbeiter daran erinnert, und die Suche habe begonnen. Das AA wollte dazu keine Stellung nehmen.

Die Archäologin und humanitäre Helferin wohnte laut einem Bericht des Internetdienstes stern.de bis zur ersten Oktoberhälfte bei dem irakischen Scheich Dschamal al Duleimi. Als sie dann mit ihrem vom Scheich empfohlenen Fahrer in den Norden Iraks unterwegs war, sei der Fahrer auffällig langsam gefahren und in einen Seitenweg abgebogen. Dort sei Osthoff von Bewaffneten aus dem Auto gezerrt worden. Der Scheich soll sich später als Vermittler angeboten haben.

Der Vorsitzende des deutsch-irakischen Clubs, Abdulhalim al Hijjaj, bemühte sich laut «FAZ» ebenfalls um Vermittlung. Er habe Osthoff mit einem Scheich des Duleimi-Stammes zur deutschen Botschaft gebracht, wo sie am vergangenen Sonntag freigelassen wurde.

Die 43 Jahre alte Archäologin will ihr Ausgrabungsprojekt in Mossul im Nordirak angeblich weiterführen. Das AA legte ihr nach der Freilassung dringend nahe, nicht in den Irak zurückzukehren. Sie hat das Land inzwischen verlassen, um einige Tage mit ihrer Tochter zu verbringen, und will vorerst nicht nach Deutschland zurückkehren. Die Bayerin hielt sich seit mehreren Jahren im Irak auf und engagierte sich für den Erhalt von Kulturstätten. Während des Krieges 2003 brachte sie in Deutschland gesammelte Medikamente in das Land. Bis vor einigen Jahren war Osthoff mit einem Iraker verheiratet. (tso/dpa)

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