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Politik: Paarlauf

Foto: Rückeis AUF ZU DEN LINDEN! Von Regina Ziegler Alle haben auf das Duell gestarrt.

Foto: Rückeis

AUF ZU DEN LINDEN!

Von Regina Ziegler

Alle haben auf das Duell gestarrt. Dabei hat es keinerlei Bedeutung. Wichtig ist nicht das Duell, sondern allein das Paar. Welches Paar hat einen Lauf? Wer also ist paarmäßig vorne? Wie immer erst mal die CDU. Seit Ingrid Bergmann hat keine Frau mehr so offensiv unverstellt und unter öffentlicher Anteilnahme die mecklenburgisch-vorpommersche Lippe geschürzt und einen Mann, Edmund S. eben, angelächelt wie Angela M. auf dem Plakat. So, als müsse der letzte bayerische Gletscher schmelzen. Und raunt ihm, man hört es regelrecht, zu – nein, nicht „Zeit für Taten“, sondern „Ich schau dir in die Augen, Kleiner!“ In die Augen, nicht auf die Finger. Eine wunderbare Freundschaft, so denkt man sich. Das hätte die Botschaft dieser an Liebe so armen Vorwahlzeit sein können, die zudem zeigt, dass man bei der CDU nicht nur die Geschichte der Parlamentspräsidenten, sondern auch die Filmgeschichte kennt. Das Traurige ist jedoch, man fasst es nicht, dass noch kein Mann an einer solchen Frau derartig konsequent vorbeigelächelt hat wie Edmund S., der, wohin auch immer, sein völlig eigenes Lächeln lächelt. Nimmt er da irgend etwas vorweg? Will er sagen: Einmal Frühstück ist keinmal Frühstück?

Wir wissen es nicht. Wir wissen nur: Hier wird die Spreng-Kraft eines Traumpaars vergeudet. Und das kann sich rächen in knappen Zeiten. Denn, zweites Paarplakat, der Kanzler, der Schlaue, hat, ganz der Vorsichtige, seine eigene Frau mit aufs Plakat gebracht. Die beiden stehen da zwar wie zwei Kammersänger bei einer kalten Probe für ein Bach-Oratorium. Aber man spürt eben auch‚ dass die schon öfter als einmal zusammen gefrühstückt haben. Das ist nicht großes Kino, das ist mehr Thomaskirche als Rick´s Cafe. Aber ohne jedes Risiko. Und nichts passt dazwischen. Natürlich stelle ich mir vor, was gewesen wäre und werden würde, wenn es anders gelaufen wäre, wenn Edmund seine Karin und der Kanzler – sagen wir, eine Kabinettskollegin, wenn Sie verstehen, an welche ich denke, mit aufs Plakat genommen hätte. Da ist noch was drin. Also, Müntefering und Meyer: Vergesst die Duelle! Traut euch was Richtiges. Bildet Paare. Paare bilden Wählerwillen. Aber das glaubt mir ja doch keiner und Guido schon gar nicht.

Die Autorin ist Filmproduzentin. Bis zum 22. September lesen Sie an dieser Stelle Stimmen zum Wahlkampf.

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