zum Hauptinhalt

Pakistan: Nervenkrieg im Moschee-Aufstand

Die Belagerung der Roten Moschee in Islamabad dauert an. Zwei heftige Explosionen erschütterten das Gotteshaus am Abend, zugleich waren Schüsse zu hören. Eine Erstürmung des Gebäudes ist aber offenbar noch nicht vorgesehen.

Die Auseinandersetzung um die belagerte Rote Moschee in Pakistans Hauptstadt Islamabad dauert an. Zwei heftige Explosionen erschütterten das Gotteshaus am Freitagabend, zugleich waren Schüsse zu hören, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP. Aus dem Gebäude stieg demnach Rauch auf, gepanzerte Truppentransporter und Soldaten rückten näher an die Moschee. Behördenvertreter sagten jedoch, eine Erstürmung des Gebäudes stehe nicht bevor. Kurz zuvor hatte der Anführer der seit Dienstag in der Moschee verschanzten Koranstudenten Widerstand bis zum Tod angekündigt, nachdem die Regierung sein Angebot zur Aufgabe abgelehnt hatte.

Ein ranghoher Beamter der Sicherheitsdienste sagte, Kämpfer in der Moschee hätten Soldaten mit automatischen Waffen beschossen und mehrere Handgranaten in ihre Richtung geworfen. Der Druck der Sicherheitskräfte auf die in der Moschee verschanzten Koranstudenten schien jedoch Wirkung zu zeigen: Erstmals seit Beginn der Kämpfe vor vier Tagen riefen die Lautsprecher nicht mehr zum Morgengebet auf - möglicherweise ein Zeichen für die schweren Zerstörungen im Inneren des Komplexes. Die Soldaten hielten sich aber an die Anweisung, die Moschee nicht zu stürmen, solange sich noch Kinder und Frauen dort aufhielten.

"Wir haben entschieden, den Märtyrertod zu sterben"

Der Anführer der Besetzer zeigte sich zum Widerstand bis zum Äußersten entschlossen. "Wir haben entschieden, dass wir den Märtyrertod sterben können, aber nicht aufgeben werden", sagte der stellvertretende Vorsteher der Moschee, Abdul Rashid Ghazi, dem privaten Fernsehsender Geo. Er und seine Mitstreiter wollten sich unter keinen Umständen der Armee beugen. Ghazis Bruder Abdul Aziz, der die Rote Moschee leitete, war am Mittwoch nach einem bizarren Fluchtversuch festgenommen worden. Angesichts des massiven Aufgebots der Armee hatte er seine Anhänger in einem Fernsehinterview zur Aufgabe aufgerufen.

Auch sein Bruder erklärte sich am Donnerstag zur Aufgabe bereit unter der Bedingung, dass er und seine kranke Mutter vorerst auf dem Gelände bleiben können. "Ich mache dieses Angebot, um das Leben der Studenten zu retten", sagte er im Sender Geo. Die Regierung forderte seine bedingungslose Kapitulation.

Unklar war, wieviele Menschen noch in der Moschee verschanzt waren. Ein Regierungsvertreter sprach von mehreren hundert Männern, Frauen und Kindern, von denen rund 60 den harten Kern bildeten. Sie seien mit Sturmgewehren, Granaten und Brandbomben bewaffnet und benutzten die Anderen als menschliche Schutzschilde - ein Vorwurf, den Ghazi scharf zurückwies. Bei den Kämpfen starben bisher mindestens 19 Menschen. Ob es am Freitag weitere Opfer gab, wie einer der Besetzer behauptete, ließ sich zunächst nicht überprüfen.

Gerüchte um Anschlag auf Musharraf

Auf Präsident Musharraf wurde unterdessen angeblich erneut ein Anschlag verübt: Nach Angaben von Sicherheitskräften gaben Unbekannte kurz nach dem Start seiner Maschine vom Militärstützpunkt bei Islamabad Schüsse ab, trafen aber nicht. In einem nahegelegenen Haus stellten die Ermittler zwei Luftabwehrwaffen sicher, ein Verdächtiger wurde festgenommen.

Pakistanische Oppositionelle kündigten an, am Wochenende in London zusammenkommen zu wollen, um das Land zu "retten". "Acht Jahre der Militärherrschaft haben Pakistan an den Rand eines gescheiterten Staats gebracht", sagte der Sprecher des ehemaligen pakistanischen Premierministers Nawaz Sharif. Die Demokratie müsse wieder hergestellt werden, um das Aufkommen der islamistischen Ideologie der Taliban zu bekämpfen, betonte er. (mit AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false