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Politik: „Papst in unruhiger Zeit“

Alois Glück über den Amtsverzicht.

Wie haben Sie die Nachricht erfahren?

Ich war grad’ kurz vor einem Interview im Bayerischen Rundfunk zu einem anderen Kirchenthema, da sagten Ihre Kollegen: Auje, der Papst tritt zurück! Ich hab’ gefragt, ist das autorisiert – ich kann doch nicht in einer Radiosendung anfangen zu spekulieren! Aber dann kam ja die offizielle Bestätigung.

Was steht hinter diesem Beschluss?

Ich glaube nicht, dass für Benedikt die persönliche Anstrengung der Maßstab gewesen ist. Natürlich wird im Alter alles mühsamer. Aber ich glaube, es war eine bewusste Entscheidung im Sinne des Amtes. Er wird angesichts nachlassender Kräfte zu dem Schluss gekommen sein: Die Kirche braucht in dieser Zeit einen handlungsfähigen und präsenten Papst. Viele haben es bei Benedikt immer für möglich gehalten, dass er eines Tages eine solche Entscheidung trifft.

Hatten Sie denn den Eindruck, dass seine Kräfte so sehr verfielen?

Personen, die ihn in jüngster Zeit erlebt haben, haben schon berichtet, dass es sichtlich anstrengender für ihn wurde. Auch sein Programm wurde reduziert.

Was bedeutet dieser Schritt für die Kirche?

Ein Wechsel im Amt des Papstes ist zunächst immer eine Zäsur. Aber im langen Atem der Kirche ist das die Normalität.

Wenn Sie eine spontane Bilanz seiner Amtszeit ziehen sollten …

Die katholische Kirche in Deutschland ist mit diesem Papst ein Stück bewusster als vorher Teil der Weltkirche gewesen. Es war gesellschaftlich-politisch ein Signal, dass ein Deutscher Papst werden kann. Und als ein solches Zeichen ist es ja in Deutschland auch empfunden worden. Ich denke, in der längerfristigen Betrachtungsweise wird er vielleicht als der Theologe im Papstamt eingeordnet werden. Ein Papst, der in seiner geistigen Kraft auch von denen als jemand respektiert worden ist, der etwas zu sagen hat, die selbst religiös nicht sehr überzeugt sind. Er war zugleich ein Papst, der in einer unruhigen Zeit die Kontinuität und das Bewahrende betont hat.





Alois Glück

ist Präsident des

Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Mit dem CSU-Politiker sprach Robert Birnbaum.

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